Analyse von zwölf Geburtskohorten

Haustiere – Kein Allergierisiko für Gesunde

Haustiere sind eine Hauptquelle für Innenraumallergene. Die Entstehung von allergischer Rhinitis und Asthma scheinen sie jedoch nicht zu befördern, eher könnte das Gegenteil zutreffen.

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STUTTGART. In Deutschland leben rund 30 Millionen Haustiere; zu jedem fünften Haushalt gehört eine Katze, zu jedem sechsten ein Hund. Für menschliche Hausgenossen, die bereits an allergischer Rhinitis oder Asthma leiden, sei das "nicht unproblematisch", so Dr. Joachim Heinrich von der LMU München beim Kongress der DGP. Aus Studien weiß man, dass die Anwesenheit von Haustieren bei ihnen die Häufigkeit von Exazerbationen erhöht. Umstritten ist dagegen, ob durch Haustiere eine allergische Sensibilisierung auf den Weg gebracht werden kann.

Eine Analyse von zwölf Geburtskohorten legt das Gegenteil nahe. Gehörte ein Hund zum Haushalt, dann lag das Risiko für Asthma und allergische Rhinitis jeweils um 23 Prozent niedriger als ohne Hund, eine Sensibilisierung wurde um 35 Prozent seltener festgestellt. Bei Katzen waren ähnlich reduzierte Raten festzustellen, die Differenzen waren aber geringer. Hinweise auf eine allergiepräventive Wirkung von Haustieren ergaben sich auch in einer weiteren Geburtskohorte, ein atopisches Asthma war in ihrer Gesellschaft um 52 Prozent seltener. Im Gegensatz dazu war allerdings beim nichtatopischen Asthma ein Plus von 61 Prozent zu verzeichnen.

Ein systematisches Review hatte ebenfalls gute Nachrichten für Tierfreunde: Stadtkinder, die mit Katze oder Hund groß wurden, hatten in sechs von neun Longitudinalstudien ein vermindertes Allergierisiko. Nur in einer ergab sich kein Zusammenhang und in zweien war für Kinder mit familiärer Vorbelastung ein erhöhtes Risiko zu erkennen. "Neuere Studien liefern keine Hinweise, dass Haustiere das Risiko für Allergien und Asthma erhöhen", fasste Heinrich die Ergebnisse zusammen. Es gebe daher keine Rechtfertigung, zum Zwecke der Prävention von Haustieren abzuraten. Auch die Leitlinie Allergieprävention sieht für Kinder ohne atopische Familienanamnese keine Einschränkungen vor. Bei vorbelasteten Kindern empfiehlt sie dagegen, auf die Anschaffung einer Katze zu verzichten.

Laut Heinrich werden durch die Studien sogar eher protektive Effekte von Haustieren, insbesondere von Hunden, nahegelegt. Eine reverse Kausalität – weil es in einer Familie bereits Allergien gibt, legt sie sich kein Haustier zu – scheint zwar bei Katzen eine Rolle zu spielen, bei Hunden allerdings nicht. Dass die Tiere eine Immuntoleranz induzieren, hält Heinrich für "unwahrscheinlich". Er vermutet eher einen Zusammenhang mit der Exposition gegenüber anderen biologischen Kontaminationen, die von den Tieren ins Haus gebracht werden. Letztlich sei der Mechanismus aber bislang nicht geklärt. "Solange das nicht der Fall ist, kann die Haustierhaltung auch nicht zur Allergieprävention empfohlen werden", so sein Fazit. (bs)

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