Asthma-Kranke reagieren auf Exazerbation oft unzureichend

KOPENHAGEN (ner). Eine bessere Schulung von Asthmatikern haben Pneumologen und Patientenvertreter beim Jahreskongreß der European Respiratory Society (ERS) in Kopenhagen gefordert. Derzeit reagierten viele Patienten bei ersten Symptomen einer Exazerbation mit falschen Maßnahmen.

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Etwa 90 Prozent der Asthma-Patienten meinen, ihre Krankheit gut im Griff zu haben. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus, glaubt man den Aussagen von Professor Martyn Partridge vom Imperial College in London. Danach leiden 70 Prozent der Patienten zwei- bis dreimal pro Woche unter asthmatischen Beschwerden und gelten somit nach internationalen Kriterien als schlecht eingestellt.

Das hat die INSPIRE-Studie (International Asthma Patient Insight Research) in acht europäischen Ländern ergeben, deren Leiter Partridge ist. Er stellte in Kopenhagen die Ergebnisse von Telefoninterviews bei knapp 2000 Asthma-Kranken vor. Später sollen weitere Daten aus Nordamerika sowie aus Australien einfließen.

Demnach haben selbst medikamentös gut eingestellte Asthmatiker durchschnittlich sieben Exazerbationen pro Jahr. Bei schlecht eingestellten Patienten sind es im Mittel 14. Viele Betroffene glauben, bei ersten Anzeichen einer Verschlechterung richtig zu reagieren, indem sie häufiger ihre kurzwirksamen Beta-2-Agonisten verwenden. Die Steroiddosis wird jedoch erst spät und bei schweren Symptomen erhöht.

Dieses fehlerhafte Verhalten ändere jedoch nichts an der entzündlichen Genese einer Exazerbation, betonte Partridge bei der vom Unternehmen AstraZeneca unterstützten Veranstaltung. Wünschenswert wäre eine frühe Anpassung der Steroiddosis. Im allgemeinen hätten die Patienten vom ersten Auftreten von Warnzeichen bis zur deutlichen Verschlechterung etwa sechs Tage Zeit, um richtig gegenzusteuern - ein Zeitfenster, das besser als bisher genutzt werden müsse.

Der häufige Gebrauch kurzwirksamer Bronchodilatatoren als Bedarfsmedikation sei ein Zeichen für eine mangelhafte Dauertherapie, so Partridge. Goldstandard hierfür seien mittlerweile langwirksame Arzneimittel wie inhalative Kortikoide und langwirksame Beta-2-Sympathomimetika. INSPIRE habe jedoch ergeben, daß 74 Prozent der befragten Asthmatiker täglich zusätzlich auf die Bedarfsmedikation zurückgreifen.

Partridge und der Präsident der Europäischen Förderation für Allergien und Atemwegserkrankungen (EFA), der Norweger Svein-Erik Myrseth, fordern daher eine strukturierte Schulung von Asthmatikern, ähnlich wie bei Diabetikern. Dies könne zu einer Minderung der Arbeitsunfähigkeits- und Schulfehl-Tage sowie zur Reduktion der Hospitalisierungsraten führen. Als positives Beispiel nannten sie Finnland, wo solche Programme seit langem mit Erfolg praktiziert würden.

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