Auch bei COPD sind Betablocker sinnvoll

BERLIN (gvg). Herzpatienten, die eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) haben, sollten Betablocker nicht vorenthalten werden. Inhalative Betamimetika anzuwenden, ist trotzdem möglich.

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"Auch bei Patienten mit COPD reduzieren Betablocker die Letalität und Morbidität nach einem Myokardinfarkt", sagte Professor Peter Dorow von den DRK-Kliniken in Berlin. Die Betroffenen sollten deswegen einen Betablocker erhalten, auch wenn die Präparate prinzipiell eine negative Wirkung auf den Atemwegswiderstand hätten, so Dorow auf dem "Charité Fortbildungsforum - Deutscher Ärztekongreß" in Berlin.

Bei der Wahl des Betablockers plädierte Dorow für Präparate der zweiten oder dritten Betablocker-Generation. Speziell für Metoprolol, Bisoprolol und Nebivolol hätten Untersuchungen bei Patienten mit bronchialer Hyperreagibilität (Spasmolysemodell) ergeben, daß die günstigen kardiovaskulären Effekte schon in Dosierungen auftreten, bei denen sich der Atemwegswiderstand noch nicht stark erhöht.

Weniger günstig beurteilt Dorow dagegen die Datenlage für Atenolol und Propranolol, zu deren Gebrauch er deswegen bei COPD nicht rät. "Propranolol bewirkt von allen Betablockern die stärkste Noradrenalin-Ausschüttung", sagte Dorow. Und die Ausschüttung von Noradrenalin korreliere mit der beobachteten Bronchokonstriktion.

Auch Atenolol erhöhe im Spasmolysemodell die Bronchokonstriktion stärker als die drei anderen Substanzen. In jedem Fall sollte bei COPD-Patienten mit Betablocker-Therapie nach sechs bis zwölf Monaten die Lungenfunktion kontrolliert werden, um eine eventuelle Verschlechterung zu erkennen.

Die Anwendung von inhalativen Betamimetika bei Herzpatienten mit Betablocker-Therapie und COPD bewertete Dorow differenziert. Bei akuter Atemnot können sie verabreicht werden. Bei einer Dauertherapie sollten spirometrisch Erfolgskontrollen gemacht und auf niedrige Dosierungen geachtet werden.

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