Prävention

Impfen und Rauchverzicht schützen vor Asthma

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Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen reduziert das Asthma-Risiko auf Dauer um das 2,5-fache.

Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen reduziert das Asthma-Risiko auf Dauer um das 2,5-fache.

© Foto: PD Jörg Kleine-Tebbe

Subkutane Immuntherapie senkt Asthma-Risiko bei Kindern / Impfung mit Substraten von Bauernhöfen im Test

Ein Mittel, das hundertprozentig vor Asthma schützt, gibt es bisher nicht. Aber das Risiko für die Krankheit lässt sich deutlich reduzieren, etwa durch frühzeitige spezifische Immuntherapie bei Kindern mit Heuschnupfen. Auch Gewichtskontrolle könnte das Risiko mindern.

Kinder, die wegen eines Heuschnupfen rechtzeitig eine subkutane Immuntherapie erhalten (SCIT), sind zugleich vor Asthma geschützt. Sie sind nicht nicht nur während, sondern auch noch Jahre nach der Therapie vor der obstruktiven Atemwegserkrankung geschützt, wie die PAT (Preventive Allergy Treatment)-Studie ergeben hat. In der Studie hatten 205 Kinder mit Gräser- oder Birkenpollenallergie drei Jahre lang nur eine symptomatische Therapie oder zusätzlich eine SCIT mit einem standardisierten Allergenextrakt erhalten. Das Asthma-Risiko ist mit Hyposensibilisierung offenbar auf Dauer um das 2,5-fache reduziert.

Ein deutlich reduziertes Asthma-Risiko haben auch normalgewichtige Menschen im Vergleich zu stark übergewichtigen (BMI über 30). Bei Adipösen ist die Asthma-Inzidenz praktisch doppelt so hoch, hat eine Metaanalyse von sieben Studien ergeben (Am J Respir Crit Care Med 175, 2007, 661). Als eine mögliche Ursache für das erhöhte Asthma-Risiko wird der Einfluss von Entzündungsmediatoren diskutiert, die von Fettgewebe produziert werden.

Asthma-Risiko sinkt mit der körperlichen Fitness

Dr. Josef Lecheler aus Berchtesgaden hat eine weitere Erklärung: Adipöse sind weniger körperlich aktiv und atmen aufgrund adipositasbedingter Atem- und Thoraxwandphysiologie wesentlich flacher. Die Folge sei ein "airway remodeling" (Der Pneumologe 2, 2008, 74). Eine Studie mit mehr als 700 Schulkindern hat ergeben, dass das Asthma-Risiko bei Kindern um so geringer ist, desto höher die körperliche Fitness ist.

Einen wesentlichen Beitrag zur Asthma-Prävention können auch Mütter durch Verzicht auf Rauchen während der Schwangerschaft leisten. So ist bei Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft rauchen, das Asthma-Risiko um 60 Prozent höher als bei Kindern von Frauen, die nie geraucht haben (Chest 127, 2005, 1232). Stellen Frauen das Rauchen vor der Schwangerschaft ein, besteht kein erhöhtes Risiko.

Große Hoffnungen zur Asthma-Prävention bei Kindern ruhen auch auf verschiedenen Vakzinationskonzepten. Dabei sollen Umweltbedingungen simuliert werden, die nach epidemiologischen Studien möglicherweise vor Asthma schützen. Das Ziel ist hierbei, allergische Sensibilisierungen zu verhindern, etwa indem Kinder auf Bauernhöfen aufwachsen oder mit Substraten geimpft werden, mit denen Bauernkinder gehäuft konfrontiert sind. Studien hierzu sind bereits begonnen worden.

Weniger Sensibilisierungen bei Kindern von Hundehaltern

Zur Prophylaxe der obstruktiven Atemwegserkrankung eignet sich möglicherweise auch die Hundehaltung. Bei Kindern, die in Familien mit Hund aufwachsen, sind Sensibilisierungen gegen Inhalationsallergene seltener, wie aktuelle Daten aus zwei Kohorten-Studien belegen (Eur Respir J 31, 2008, 963).

Stillen schützt Kinder entgegen der bisherigen Annahme offenbar nicht vor der Entstehung von Allergien und Asthma. Das hat eine kanadische Studie ergeben, in der Kinder von mehr als 17 000 Müttern im Alter von im Mittel sechs Jahren untersucht wurden (BMJ 335, 2007, 815). (ikr)

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