Rauchstopp - das nützt der Lunge schnell

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Rauchen fördert Alterungsprozesse - auch die der Lungenfunktion. Die Prozesse laufen doppelt so schnell ab wie bei Nichtrauchern.

Von Thomas Meißner

HEIDELBERG. Schon drei Tage nach der letzten Zigarette bessern sich bei Rauchern die Atemwegsfunktionen. Umgekehrt verläuft der physiologische Alterungsprozess der Lungenfunktion bei Rauchern doppelt so schnell wie bei Nichtrauchern. Ein Grund mehr, der Droge abzuschwören.

Was hat der Rauchstopp gebracht? Die Spirometrie macht die Erfolge sichtbar.

Was hat der Rauchstopp gebracht? Die Spirometrie macht die Erfolge sichtbar.

© klaro

Im Jahre 2006 starben mehr als 20.000 Männer und Frauen in Deutschland an den Folgen einer COPD. 95 Prozent von ihnen dürften Raucher oder Ex-Raucher gewesen sein, so Pneumologen. "Die COPD ist praktisch eine Volkskrankheit", sagt zum Beispiel Professor Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover.

"Etwa sieben Prozent der über 40-Jährigen befinden sich bereits im GOLD*-Stadium II bis IV einer COPD". Fatal ist, dass die Erkrankung meist erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Denn Husten, so sagen sich viele Raucher, gehöre nun mal zum Rauchen dazu. Und Luftnot wird oft auf das Alter zurückgeführt. Bei Luftnot unter Belastung sowie Husten oder Auswurf über mehr als drei Wochen sollte an eine COPD gedacht werden, betont Welte. Ein Lungenfunktionstest sei dann dringend notwendig.

Besser ist es, wenn man es gar nicht erst soweit kommen lässt. Etwa jeder vierte bis fünfte Raucher entwickelt nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg eine COPD. Gefährdet sind vor allem rauchende Frauen. Sie haben ein bis zu viermal größeres COPD-Risiko als rauchende Männer.

Das bringen effektive Rauchverbote

Bereits zwei Monate nach Einführung des Rauchverbots in der Gastronomie waren in Schottland bei nicht rauchenden Beschäftigen von Bars Atemwegssymptome (pfeifende Atemgeräusche, Kurzatmigkeit, Husten, übermäßige Schleimproduktion) um 56 Prozent und sensorische Symptome (gerötete Augen, Halsschmerzen, Niesen, juckende und laufende Nase) um 49 Prozent reduziert.

In Spanien zeigte sich, dass ein Jahr nach Einführung des Gesetzes in vollständig rauchfreien Bars – also auch ohne abgetrennte Raucherräume – die Atemwegsbeschwerden beim Personal um 72 Prozent zurückgegangen waren.

Diese Resultate werden durch Daten aus den USA, Irland und Norwegen bestätigt. Für Deutschland gibt es bislang keine Studien zur Entwicklung der Gesundheit von Mitarbeitern der Gastronomie nach Einführung der Nichtraucherschutzgesetze. (ner)

Quelle: Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle, DKFZ 2010

Rauchertelefon am DKFZ Mo bis Fr, 14 bis 17 Uhr: 0 62 21/ 42 42 00; www.tabakkontrolle.de www.rauchertelefon.de

Die Verbrennungsprodukte des Tabaks lösen eine ganze Kaskade von Veränderungen im Atmungsorgan aus: Flimmerhärchen und Bronchialschleimhaut werden zerstört und damit Selbstreinigungsmechanismen lahmgelegt. Die glatte Atemwegsmuskulatur nimmt zu, Lungenbläschen werden zerstört, es wird vermehrt Bronchialschleim bei zusätzlich veränderter Sekretzusammensetzung produziert mit folgendem Schleimstau in den Atemwegen.

Freie Radikale locken Immunzellen an und sorgen für eine chronische Entzündung. Das Ganze endet in einem Umbau der Lunge und der Atemwege, der bereits bei jungen Rauchern zu Atembeschwerden führt und im schlechtesten Fall zu Lungenkrebs.

Chronischer Husten, häufige Bronchitiden und ein erhöhtes Risiko für Pneumonien und Tuberkulose sind direkte Folgen des Rauchens. Bei Rauchern verlaufen ein bestehendes Asthma oder andere Atemwegserkrankungen schwerer als bei Nichtrauchern.

Das unfreiwillige Einatmen von Tabakrauch führt zur Aufnahme der gleichen Gifte wie beim Raucher, zum Teil sogar in wesentlich höherer Konzentration. Nichtraucher, die mit einem rauchenden Partner zusammenleben, haben nach Angaben des DKFZ gegenüber nicht passivrauchenden Menschen ein um etwa 25 Prozent erhöhtes Risiko, an einer COPD zu sterben.

Nichtraucher, die zu Hause oder während der Arbeit Tabakrauch ausgesetzt sind, bekommen mit um 20 bis 30 Prozent erhöhter Wahrscheinlichkeit Lungenkrebs. Nach aktuellen Berechnungen betrifft dies pro Jahr etwa 280 Menschen in Deutschland.

Nicht zu vergessen die passivrauchenden Kleinkinder. Sie atmen bezogen auf ihr Körpergewicht mehr Luft ein als Erwachsene und nehmen dadurch auch vermehrt Schadstoffe auf. Folge sind gehäufte Atemwegsinfektionen, ihr Risiko an Asthma zu erkranken ist erhöht.

Eine COPD braucht etwa zehn bis 20 Jahre, um sich deutlich bemerkbar zu machen. Ein Rauchstopp bremst diese allmähliche Verschlechterung der Lungenfunktion auf das bei Nichtrauchern übliche Maß ab. Je früher dieser Rauchstopp erfolgt, desto besser.

Die gesetzlichen Rauchverbote in vielen Industrieländern haben überraschend schnell zu messbaren Gesundheitsverbesserungen geführt. Bezogen auf die Atemorgane ergaben Untersuchungen bei Gastronomiemitarbeitern in Schottland, Irland, Norwegen und den USA innerhalb weniger Monate deutliche und signifikante Verbesserungen der Vital- und Einsekundenkapazität sowie sensorischer Symptome.

*GOLD - Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease

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