Wer raucht, sorgt sich kaum um seine chronische Bronchitis

MONTE CARLO (grue). Eine chronische Bronchitis wird von den Betroffenen sehr unterschiedlich bewertet: Für ältere ehemalige Raucher ist sie eine ernste Erkankung, für jüngere aktive Raucher eine lästige Begleiterin.

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Ein Marktforschungsunternehmen hat 1100 Patienten mit mehrjähriger chronischer Bronchitis telefonisch befragt: Wie leben Sie mit der Krankheit, welche Medikamente nehmen Sie ein und wie oft gehen Sie zum Arzt? Die vom Unternehmen Bayer unterstützte Umfrage wurde in Europa und den USA vorgenommen; in Deutschland machten 200 Patienten mit.

Die Befragten nannten als häufigste Beschwerden Kurzatmigkeit, Husten und eitriger Auswurf, wie Dr. Marc Mirovittles aus Barcelona auf einer Bayer-Veranstaltung in Monte Carlo berichtet hat. Mehrmals jährlich verstärken sich die Beschwerden, im Mittel für jeweils zehn Tage. Durchschnittlich viermal pro Jahr kommt es zu einer akuten Exazerbation mit Fieber, die ein Drittel der Berufstätigen arbeitsunfähig macht.

Bei akuter Verschlechterung nehmen 66 Prozent Antibiotika ein, 54 Prozent Schleimlöser und 43 Prozent Hustenstopper. Etwa ein Drittel inhalierten zusätzlich zu ihrer Standardtherapie Steroide oder Bronchodilatatoren, sagte Mirovittles. Die Patienten gehen im Mittel alle zwei Monate zum Arzt, meist bei akuter Exazerbation.

Die Interviewer baten auch, den Krankheitswert der chronischen Bronchitis zu beurteilen: Fast die Hälfte bezeichnete sich als schwer krank, meinte aber, mit Hilfe von Medikamenten damit zurecht zu kommen. Immerhin 17 Prozent sagten, ihre Krankheit sei so schwer, daß sie Tod oder Schwerbehinderung fürchten, vor allem ältere Männer, die ehemals stark geraucht hatten und bereits mehrfach im Krankenhaus waren. Relativ unbesorgt waren 34 Prozent der Befragten.

Vor allem jüngere Frauen, die noch rauchten, empfanden die Beschwerden zwar als lästig, aber nicht als sonderlich bedrohlich. Für die Patienten sei die chronische Bronchitis, an der in Deutschland etwa 2,7 Millionen Raucher erkrankt sind, schwer zu fassen, sagte der Lungenarzt. Es gebe kein Leitsymptom, die Beschwerden flachen zwischenzeitlich ab und die Behandlung trenne sich in Langzeit- und Akuttherapie, was die Compliance erschwert.

Um noch mehr Informationen zur chronischen Bronchitis zu bekommen, startet das Unternehmen eine Langzeit-Beobachtungsstudie mit 100 000 Patienten. Bei einer akuten Exazerbation erhalten sie das Antibiotikum Moxifloxacin (Avalox®), das in einer kontrollierten Studie schneller und besser als andere Antibiotika gewirkt hatte.

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