Nasenpolypen können Hinweis auf chronische Rhinosinusitis sein

NEU-ISENBURG (hbr). Entwickeln Patienten mit chronischer Rhinosinusitis (CRS) Nasenpolypen, ist dies möglicherweise nicht nur ein Zeichen für eine fortgeschrittene CRS. Vielmehr gibt es Hinweise, daß es sich hier um eine besondere CRS-Form handelt. Häufiges Symptom ist eine Störung des Geruchssinns.

Veröffentlicht:

Patienten mit CRS plus Nasenpolypen wirken müde. Ständig sei die Nase verstopft, klagen sie, und sie räuspern sich wiederholt. Oft haben sie Kopfschmerzen, die sie "als so eine Art Druckgefühl" beschreiben. Weil die Nasenatmung behindert ist, schlafen sie schlecht. Die Partner beschweren sich über das Schnarchen. Und fragt der Arzt gezielt danach, fällt den Patienten noch ein: Seit einem halben Jahr stimmt auch etwas mit dem Riechvermögen nicht mehr.

Der eingeschränkte Geruchssinn ist ein Hinweis auf Polypen bei CRS. Die verstopfte Nase wird oft von retronasalem Schleimfluß begleitet, der sich als "Frosch im Hals", Heiserkeit oder Räusperzwang äußert. Subfebrile Temperaturen und Abgeschlagenheit sind weitere mögliche Begleiterscheinungen, wie Professor Ludger Klimek aus Wiesbaden bei einer Veranstaltung von Essex Pharma in Neu-Isenburg berichtet hat.

Tagsüber seien diese Patienten auch deshalb andauernd müde, weil ständig eine Entzündung in ihnen aktiv sei, so Klimek. Der Ausfall des Riechsinnes ist Anlaß zur Facharztüberweisung. Die Folgen der Entzündung in den Nasennebenhöhlen, die Polypen, sind etwa endoskopisch und radiologisch sichtbar.

Eine Polyposis bei CRS plagt drei bis fünf Prozent der Bevölkerung. Sie trifft vor allem Menschen im mittleren Lebensalter, zwei Drittel davon sind Männer. Allerdings entwickeln nicht alle CRS-Patienten Nasenpolypen. Warum die einen verschont bleiben und andere nicht, war bisher unklar.

Jetzt weisen Daten darauf hin, daß die Polypen kein Zeichen einer fortgeschrittenen CRS sind, sondern Hinweis auf eine besondere CRS-Form. Das berichtete Professor Herbert Riechelmann aus Ulm. Er untersuchte Material aus den Nebenhöhlen von CRS-Patienten mit kleinen und ohne Polypen und fand klare Unterschiede: Bei den Polypen prägten Eosinophile die Entzündung. Auch Makrophagen und Plasmazellen waren deutlich vermehrt, trotz der noch geringen Polypengröße.

Die Bedeutung der vermehrten Plasmazellen klärte eine Analyse des Nasensekrets bei Patienten mit akuter Sinusitis (sieben Probanden), CRS ohne Polypen (zwölf Patienten), CRS mit Polypen (13 Patienten) und sechs gesunden Probanden.

Offenbar sind sie bei Patienten mit Polypen fehlgesteuert und produzieren in der Nasenschleimhaut deshalb übermäßig viel IgE. Charakteristisches Zytokin ist nasales IL-5. Die CRS mit Polypen sei also kein fortgeschrittenes Stadium einer CRS, sondern eine echte Sonderform, so Riechelmann.

Die Entzündung sei auch der wichtigste Grund, warum das Riechepithel der Patienten nicht richtig funktioniere, sagte Riechelmann. Wie neue Studien belegen (wir berichteten), kann die topische Therapie mit Mometason (Nasonex®) sowohl die Polypen verkleinern als auch das Riechvermögen verbessern. Mometason wurde jetzt auch zur Therapie bei Nasenpolypen zugelassen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kleine randomisierte Studie

Leichte OSA, kleine Tonsillen: Mandelentfernung kann warten

ARE in Grafiken

Weniger Praxisbesuche wegen Atemwegsinfektionen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Ein Jugendlicher hält sich den Rücken.

© kittyfly / stock.adobe.com

Steigende Prävalenz

Kindliche Rückenschmerzen: Eine neue Volkskrankheit?