Alzheimer-Kranke profitieren von Kombitherapie

SCHLANGENBAD (hsr). Durch die Kombination von Memantine mit einem Cholinesterase-Hemmer läßt sich nach einer neuen Studie die Therapie von Alzheimer-Patienten offenbar optimieren. "Die Add-on-Strategie steigert vielleicht die Chancen, mehrere Aspekte der noch nicht ganz verstandenen Pathophysiologie dieser neurodegenerativen Erkrankung und damit deren Progression zu beeinflussen", hofft Professor Lutz Frölich vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

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Wie der Gerontopsychiater beim 14. Workshop "Zukunftsforum Demenz" in Schlangenbad berichtet hat, gibt es sowohl für den N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonisten Memantine als auch für die Cholinesterase-Hemmer als Einzelsubstanzen klare Wirksamkeitsbelege.

Letztere - Donepezil, Galantamin und Rivastigmin sind bei leichter bis moderater Alzheimer-Demenz zugelassen - steigern die funktionelle Aktivität des cholinergen Neurotransmittersystems. Memantine blockiert den NMDA-Rezeptor bei toxischen Glutamatkonzentrationen und verhindert so einen ständigen pathologischen Kalziumeinstrom in die Zelle, ohne die physiologische Neurotransmission negativ zu beeinflussen.

Der NMDA-Rezeptor-Antagonist, zugelassen bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Krankheit, verringere nicht nur kognitive und motorische Störungen sowie die Antriebsarmut, sondern bessere auch das Sozialverhalten und Alltagsaktivitäten, so Frölich.

"Diese beiden unterschiedlichen Wirkprinzipien miteinander zu kombinieren, um additive Effekte zu erzielen, liegt nahe", sagte Frölich auf der Veranstaltung des Unternehmens Merz, das Memantine als Axura® anbietet. Er erinnerte an die kürzlich in der Zeitschrift "JAMA" (291, 2004, 317) veröffentlichten Ergebnisse einer Studie zur Kombination von Donepezil plus Memantine, die nach seinen Angaben "einzige empirisch saubere" kontrollierte prospektive Studie zur Kombination beider Substanzen.

In dieser Studie sind 404 mittelschwer bis schwer an Alzheimer-Demenz erkrankte, stabil auf Donepezil eingestellte Patienten für 24 Wochen zusätzlich mit Memantine oder Placebo behandelt worden (wir berichteten). Durch die Zusatzmedikation habe sich im Vergleich zu Placebo relativ schnell und lang anhaltend ein additiver Effekt nachweisen lassen können, so Frölich.

Die kognitiven Fähigkeiten der Patienten und deren Alltagskompetenz besserten sich über ein halbes Jahr signifikant. "Ein deutliches und für die klinische Praxis nicht zu unterschätzendes Resultat", so Frölich. Denn das Hinauszögern der Pflegebedürftigkeit um sechs Monate rechtfertige auch die Kosten für die Therapie.

Weitere positive Aussagen zur generellen Anwendbarkeit der Kombination von Cholinesterase-Hemmern plus Memantine erwartet der Gerontopsychiater von einer auf drei Jahre angelegten Phase-III-Studie im "Kompetenznetz Demenzen". 250 Patienten mit leichter bis moderater Alzheimer-Demenz werden darin entweder mit Galantamin allein oder mit dem Cholinesterase-Hemmer plus Memantine behandelt.

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