Donepezil bessert Kognition auch bei Patienten mit schwerer Demenz

MANNHEIM (mut). Auch Patienten mit schwerer Alzheimer-Demenz profitieren von einer Therapie mit einem Cholinesterase-Hemmer. In Studien waren die kognitiven Fähigkeiten mit Donepezil besser als mit Placebo, und die Patienten benötigten weniger Hilfe im Alltag.

Veröffentlicht:

Bisher sind Cholinesterase-Hemmer bei Alzheimer-Demenz nur bei leichter bis mittelschwerer Erkrankung zugelassen. "Doch gerade bei schwerer Erkrankung ist das cholinerge Defizit besonders hoch", hat Professor Klaus Fassbender vom Uniklinikum Homburg im Saarland beim Neurologen-Kongreß in Mannheim berichtet. Daher gebe es keinen Grund, nicht auch schwer Demenzkranke Patienten mit solchen Medikamenten zu behandeln.

Zwei Studien bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz

Fassbender wies bei einem Symposium von Eisai und Pfizer auf zwei Studien hin, in denen auch Patienten mit fortgeschrittener Demenz von Cholinesterase-Hemmern profitiert hatten.

  • In die MSAD*-Studie wurden nicht nur Patienten mit mittelschwerer, sondern auch Patienten mit schwerer Alzheimer-Demenz aufgenommen. Die 290 Teilnehmer erreichten im Mini-Mental-Test zwischen 5 und 17 Punkte (Durchschnitt: 12 Punkte). Sie wurden 24 Wochen lang mit Donepezil (Aricept®) oder Placebo behandelt. Bewertet wurde das klinische Arzturteil mit der CIBIC-plus-Skala. Zu Beginn hatten die Patienten hier 4 Punkte - maximal möglich sind 7 Punkte bei schwerster Demenz. Mit Donepezil ging der Wert innerhalb der ersten zwölf Therapiewochen auf 3,6 Punkte zurück und lag nach einem halben Jahr wieder bei 4 Punkten. Mit Placebo verschlechterte sich der Wert dagegen kontinuierlich und lag nach einem halben Jahr bei 4,4 Punkten.
  • In einer neuen, im Mai veröffentlichten Studie (Lancet 367, 2006 1057) wurden nur Patienten mit schwerer Alzheimer-Demenz aufgenommen (wir berichteten). Die 248 Patienten hatten zu Beginn im Mini-Mental-Test 1 bis 10 Punkte. Sie wurden ebenfalls 24 Wochen lang mit Donepezil oder Placebo behandelt. Bewertet wurde der Therapieeffekt mit der Skala SIB (severe impairment battery), auf der 0 bis 100 Punkte (gesund) erzielt werden können. Mit der SIB-Skala werden kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis, Sprache, Orientierung und Aufmerksamkeit erfaßt. Zu Beginn hatten die Patienten im Mittel 55 Punkte.

Die Ergebnisse: Die kognitive Leistung besserte sich mit Donepezil deutlich - der SIB-Punktewert stieg innerhalb von drei Monaten um über fünf Punkte und lag nach einem halben Jahr Therapie noch immer vier Punkte über dem Ausgangswert. Mit Placebo fiel der Wert dagegen kontinuierlich und lag nach Studienende knapp zwei Punkte unter dem Ausgangswert - die Differenz lag also bei knapp sechs Punkten.

Die Patienten kamen im Alltag wieder besser zurecht

Doch nicht nur die kognitiven Fähigkeiten besserten sich mit Donepezil, die Patienten benötigten damit auch weniger Hilfe bei Alltagsaktivitäten wie Essen, Anziehen oder Körperpflege, berichtete Fassbender.

Die EU-Zulassung für Donepezil bei schwerer Alzheimer-Demenz wurde bereits im Februar beantragt.

MSAD*: Moderate to Severe Alzheimer Disease Study.



STICHWORT

Mini-Mental-Status-Test (MMST)

Verwendung: Der MMST ist ein psychometrischer Test, der Hinweise auf den Schweregrad einer Demenz-Erkrankung bringen kann. Geeignet ist er bei Patienten mit deutlichen Demenz-Symptomen. In etwa 15 Minuten werden Orientierung, Merk- und Erinnerungsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Sprache geprüft.

Umfang: Maximal sind 30 Punkte zu erreichen. Eine Demenz wird bei 23 Punkten und weniger diagnostiziert. Bei weniger als zehn Punkten liegt eine schwere Demenz vor. Für die Demenz-Frühdiagnostik ist der MMST allein nicht geeignet. Denn bei Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen hat er nur eine geringe Sensitivität.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Große Fall-Kontroll-Studie

Demenz: Offenbar erhöhte Mortalität mit Benzodiazepintherapie

Blick in die Zukunft

Alzheimertherapie 2.0: Neue Strategien gegen Beta-Amyloid

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache