Ohne Hausärzte und pflegende Angehörige kann Versorgung nicht funktionieren

NÜRNBERG (sto/fuh). Ohne die Fürsorge der Familie geht nichts bei der Betreuung von Alzheimer- und Demenzpatienten, die noch zu Hause leben. Das ist eine erste Kernerfahrung von Hausärzten, die bei dem seit Juni 2005 in der Region Mittelfranken initiierten bundesweit einzigartigen IDA- Projekt mitmachen. IDA steht für Initiative Demenzversorgung in der Allgemeinmedizin.

Veröffentlicht:

Ziel des Projektes ist es, die Versorgung von Alzheimer- und Demenzpatienten zu verbessern, die zu Hause leben und dort versorgt werden. Hausärzte haben eine zentrale Rolle bei dieser Versorgung.

Das Projekt IDA ist daher nur mit der Unterstützung engagierter Allgemeinmediziner, praktischer Ärzte und hausärztlich tätiger Internisten realisierbar. 129 Hausärzte machen bei IDA mit, sie betreuen derzeit 390 bei der AOK versicherte Patienten mit leichten bis mittelschweren Demenzen. Etwa 40 Prozent der Patienten haben eine Alzheimer-Demenz.

Unterstützt wird das Projekt von der AOK und den beiden forschenden Pharmaunternehmen Pfizer und Eisai.

Patienten sind in drei Gruppen eingeteilt

Die Patienten im Projekt werden in drei Gruppen von Hausärzten versorgt: In der einen Gruppe gibt es lediglich die heute übliche evidenzbasierte Normal-Versorgung, in den beiden anderen Gruppen kann der Hausarzt zusätzliche individuell abgestimmte Hilfsangebote für die Erkrankten und deren Angehörige in unterschiedlicher Intensität vermitteln. Alle Patienten können die nach aktuellem Stand des Wissens beste medikamentöse Therapie erhalten.

Der Krankheitsverlauf der Demenzkranken und die Belastung der Angehörigen werden im Vergleich dieser drei Untersuchungsgruppen analysiert. Die Ergebnisse werden Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der in den jeweiligen Behandlungsgruppen angebotenen Therapie- und Versorgungsmaßnahmen geben. Gibt es eine Chance, die nichtmedikamentöse Versorgung der Patienten zu verbessern? Das ist eine der Kernfragen des Projekts.

Dr. Vladimir Kozlik aus Merkendorf ist einer der Hausärzte, die sich bei IDA eingeschrieben haben. Er betreut sechs Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz. Die Angehörigen von Kozliks Patienten bekommen zusätzliche Unterstützungsangebote durch speziell geschulte Berater. Die pflegenden Angehörigen sollen dadurch entlastet werden. Das sei schon ein "ziemlicher Aufwand", meint Kozlik. Ob es etwas bringt, kann er aber noch nicht sagen.

Das soll die wissenschaftliche Auswertung durch die Psychiatrische Universitätsklinik Erlangen und das GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg bei München zeigen, die Mitte 2009 vorliegen soll.

260 Euro für Ärzte, die mitmachen

Die empfohlene medizinische Gesamtversorgung der Patienten innerhalb dieses Projektes steht im Einklang mit den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und den aktuellen Leitlinien der Uni Witten/Herdecke zur Diagnose und Therapie bei Demenz.

Für teilnehmende Ärzte gibt es eine fallbezogene Vergütung von bis zu 260 Euro pro rekrutiertem Patienten und Angehörigen. Darüber hinaus wird der zusätzliche Aufwand für engagierte Mitarbeiter in den Praxen mit 50 Euro für jeden Patienten honoriert. Hausärztliche Versorgungsleistungen können zusätzlich nach EBM 2000plus abgerechnet werden.

Weitere Informationen: www.projekt-ida.de

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Mehr Chancen für Demenz-Patienten?

Lesen Sie dazu auch: Alzheimer-Patienten schlecht versorgt Neue Arzneien gegen Alzheimer IGeL und EBM bei Alzheimer Nur jeder dritte Patient erhält Medikamente Spezifische Therapien für Alzheimer-Kranke Ein aktives Leben halbiert das Demenz-Risiko M. Alzheimer in Kürze M. Alzheimer im Internet

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Blick in die Zukunft

Alzheimertherapie 2.0: Neue Strategien gegen Beta-Amyloid

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar