IQWiG stellt den Nutzen von Memantine infrage
KÖLN (mut). Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mitteilt, hat es in seinem aktuellen Abschlussbericht keine wissenschaftlichen Belege dafür gefunden, dass Patienten mit einer mittelschweren oder schweren Alzheimer-Demenz von Memantine (Axura®, Ebixa®) profitieren. Dies wird vom Memantine-Hersteller Merz scharf kritisiert. "Mit seiner rein statistischen Betrachtung hat das Institut den klinischen Nutzen sowie die Praxiserfahrung von Ärzten, Patienten und Angehörigen bewusst ignoriert und gefährdet damit die lückenlose Versorgung der Alzheimer-Patienten in Deutschland", so Dr. Martin Zügel, Sprecher der Geschäftsführung von Merz in einer Mitteilung.
Für seinen Bericht hat das IQWiG sieben Studien mit insgesamt 1913 Alzheimer-Kranken analysiert. Dabei fand das Institut zwar Unterschiede zugunsten von Memantine bei Kognition und alltagspraktischen Fähigkeiten, diese seien jedoch minimal gewesen. Ferner vermisste das IQWiG eine sogenannte Responder-Analyse. Dabei wird geprüft, ob es in der Memantine-Gruppe mehr Patienten spürbar besser ging als in der Placebo-Gruppe. Auch lieferten die Studien nach Ansicht des IQWiG keine Belege, dass Memantine die Angehörigen entlastet.
Dem hält Merz eine aktuelle Versorgungsanalyse der Barmer Krankenkasse mit mehr als 20 000 Alzheimer-Kranken entgegen. Diese hätte ergeben, dass die Gesamt-Behandlungskosten bei einer Therapie mit Memantine um 11 Prozent niedriger seien als ohne die Arznei. Im Vergleich zu einer Behandlung mit Psychopharmaka, Beruhigungsmitteln oder Schlafmitteln würden die Gesamtkosten sogar um 37 Prozent niedriger liegen, teilt das Unternehmen mit. Zudem sei die Wirksamkeit von Memantine in zahlreichen wissenschaftlichen Studien klar belegt; auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft empfehlen in ihren Leitlinien den langfristigen Einsatz von Memantine bei Alzheimer-Demenz.
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