Training hilft, Hypoglykämie früh wahrzunehmen

BERLIN (gvg). Schwere Herzrhythmusstörungen während Unterzuckerungen könnten eine Ursache für unklare Todesfälle bei Diabetikern sein. Dies legen neue Daten nahe.

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"Etwa jeder vierte bis fünfte plötzliche Todesfall bei Menschen mit Diabetes mellitus bleibt unklar", so Dr. Volker Kroll, Diabetologe aus Markdorf am Bodensee bei einem Symposium in Berlin. Kroll bezieht sich bei dieser Schätzung auf eine Studie, die kürzlich bei der Jahrestagung der Amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (ADA) vorgestellt worden ist.

Eine mögliche Ursache für diese plötzlichen Todesfälle sind schwere Herzrhythmusstörungen, die bei einer Unterzuckerung auftreten können. "Zumindest bei einigen Patienten kommt es während der Unterzuckerung zu einer Verlängerung der QT-Zeit, was ventrikuläre Tachykardien begünstigen könnte", so Kroll bei der vom Unternehmen Berlin-Chemie unterstützten Veranstaltung.

Das ist besonders fatal, weil es vor allem bei Patienten mit Typ 1-Diabetes zu einer Wahrnehmungsstörung kommen kann: Selbst länger anhaltende Hypoglykämie-Episoden werden oft gar nicht bemerkt. Wie groß das Ausmaß des Problems ist, belegt eine andere Studie, die ebenfalls bei der ADA-Tagung vorgestellt wurde: "US-Kollegen haben belegt, daß Typ 1-Diabetiker nur bei jeder vierten nächtlichen Hypoglykämieepisode wach werden", so Kroll. Bei den Nicht-Diabetikern der Kontrollgruppe, bei denen die Unterzuckerung mit Insulininfusionen ausgelöst wurde, war es umgekehrt: Sie erwachten bei drei von vier Episoden.

Welche Konsequenzen könnten sich ergeben? "Die Studien sind nur klein", schränkte Kroll ein, doch sei eine Messung der QT-Zeit während einer Hypoglykämie ein interessanter Gedanke, Risiko-Patienten zu erkennen. Diese könnten mit Geräten zur kontinuierlichen Blutzuckermessung versorgt werden.

Im Diabeteszentrum Bad Mergentheim wird mit Unterstützung des Unternehmens Typ 1-Diabetikern ein Wahrnehmungs-Training angeboten, um sie für die Symptome der Hypoglykämie zu sensibilisieren.

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