Erniedrigter Adiponektin-Spiegel im Blut steigert Diabetes-Risiko

MÜNCHEN (dpa). In der Therapie bei Diabetes mellitus ruht viel Hoffnung auf einem erst vor kurzem entdeckten Hormon: Adiponektin. Es sei eine der Ursachen für die Entstehung von Diabetes Typ-2, sagte Professor Eberhard Standl aus München in einem dpa-Gespräch.

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"Es ist kaum zu glauben, daß die Wirkung dieses Hormons so lange nicht entdeckt wurde", so der Vize-Präsident der Europäischen Diabetes Gesellschaft (EASD). Derzeit kommen beim EASD-Jahreskongreß in München etwa 12 000 Spezialisten aus aller Welt zusammen.

Ein niedriger Spiegel von Adiponektin erhöhe im Zusammenspiel mit genetischen Faktoren das Diabetes-Risiko und führe zugleich oft schon lange vor der Entdeckung der Zuckerkrankheit zu Gefäßschädigungen, sagte der Chefarzt am Krankenhaus München-Schwabing. Zum einen könnten anhand des Adiponektin-Spiegels künftig die Risiken für Diabetes und Gefäßerkrankungen genauer beurteilt werden. Zum anderen gebe es Hoffnungen auf neue Therapien. In Tierversuchen sei bei hohen Gaben von Adiponektin der Abbau von Fett beschleunigt worden.

Adiponektin wird laut Standl in den Fettzellen des Körpers produziert. Sind die Fettzellen voll, wird die Produktion gebremst. Übergewichtige haben somit einen geringen Adiponektin-Spiegel, was die Wirkung des Insulins abschwächt, so daß der Zucker im Blut nicht in die Zellen aufgenommen wird.

Hauptgrund für die steigende Zahl von Diabetikern sind Bewegungsmangel und Übergewicht. "Bewegung findet heute vor allem im Internet statt", so Standl. "Vor zehn Jahren hat kaum ein Mensch den ganzen Tag vor dem Computer gesessen." 90 Prozent der Typ-2- Diabetiker seien zu dick. "Fünf Kilo abnehmen und wöchentlich mindestens fünf Mal eine halbe Stunde Bewegung - damit könnte jeder zweite Fall im Vorfeld mindestens für zehn Jahre verhindert werden." Der Kongreß läuft noch bis zum Donnerstag.

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