Diabetes schadet Auge und Herz auch bei Spätmanifestation

KASSEL (hbr). Auch wenn ein Diabetes mellitus erst in hohem Alter manifest wird, sind die Betroffenen stark gefährdet, kardiovaskuläre Komplikationen zu bekommen.

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Auch ältere Patienten müssen mit der Entwicklung von Diabetes-Komplikationen rechnen, sagte Professor Wolfgang Beischer vom Bürgerhospital Stuttgart beim Deutschen Diabetikertag in Kassel. Das belegt eine Studie mit 456 Typ-2-Diabetikern, die seit zehn bis 14 Jahren an Diabetes litten. Ausgewertet wurde das Vorkommen von Schäden an Augen, Nerven, Nieren und Gefäßen je nach Altersgruppe.

Die Patienten der ersten Gruppe waren bei Diabetes-Manifestation und bei Auswertung unter 65 Jahre alt. Die Teilnehmer der zweiten Gruppe waren bei Diagnose noch unter 65 Jahre alt, überschritten dieses Alter aber innerhalb der für die Studie vorgegebenen Mindest-Erkrankungsdauer. Die Patienten der dritten Gruppe erkrankten waren erst nach dem fünfundsechzigsten Lebensjahr an Diabetes erkrankt.

Augenveränderungen waren insgesamt häufig. In der ersten Gruppe hatten 38 Prozent eine Retinopathie, in der zweiten Gruppe 30 Prozent der Patienten. Und auch in der Gruppe mit den erst im höheren Alter Erkrankten wurden bei 27 Prozent Augenschäden entdeckt. Das galt ebenso für Nierenschäden und peripheren Durchblutungsprobleme. Störungen des Vibrationsempfindens, ermittelt mit der Stimmgabel, nahmen mit dem Manifestationsalter von 33 auf 48 Prozent zu.

In der dritten Gruppe hatte zudem jeder zweite Patient eine Herzinsuffizienz - bei den unter 65jährigen waren es nur sechs Prozent. Diabeteskomplikationen träten demnach - bei entsprechender Krankheitsdauer - auch bei alten Menschen auf, so Beischer, "wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie bei jüngeren Patienten".

Eine hohe Rate an Diabetes-Komplikationen korreliert bekanntlich mit hohen Blutzuckerwerten. Wie streng die Stoffwechselkontrolle bei alten Patienten mit begrenzter Lebenserwartung sein muß, ist allerdings regelmäßig Gegenstand von Diskussionen. Ein Problem: Strenge HbA1c-Ziele unter 6,5 Prozent sind mit mehr Hypoglykämien verknüpft. Die Therapie sollte daher in erster Linie auf das Wohlbefinden des Patienten abzielen, aber auch eine möglichst gute Blutzucker-Einstellung sei anzustreben, sagte Beischer.

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