Oft schwere Netzhautschäden, bevor Diabetes diagnostiziert wird

NEU-ISENBURG (hbr). Die Retinopathie-Raten bei Diabetikern wurden in den vergangenen Jahren verringert. Grund ist die verbesserte Stoffwechseleinstellung. Sorgen bereiten Patienten, die bereits vor der Diabetesdiagnose Augenschäden aufweisen.

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Bei Diabetikern sollte einmal jährlich ein Augencheck zum rechtzeitigen Erkennen von Schäden erfolgen. Noch nicht erkanntem Diabetikern fehlt dieser Check oft : "Wir sehen oft Patienten mit schwersten Veränderungen des Augenhintergrundes", sagt Professor Peter Kroll vom Universitätsklinikum Marburg.

Sie gehen zum Augenarzt, weil sie schlechter sehen. Ein ungünstiges Signal, denn erst fortgeschrittene Netzhautveränderungen verursachen überhaupt Symptome. Das Frühstadium ist meist symptomfrei. Teilweise ist dann bereits eine Lasertherapie an der Netzhaut erforderlich.

Die Behandlung bei so schwerer diabetischer Retinopathie sollte einem festen Muster folgen: "Wir müssen erst lasern, um ein weiteres Fortschreiten zu verhindern", betont Kroll. Erst danach beginnt die Einstellung des Blutzuckers. Sie sollte langsam erfolgen, sagte der Kollege bei einer Veranstaltung von Sanofi-Aventis in Neu-Isenburg.

Bis zum Erreichen einer Normoglykämie könne unter Umständen ein ganzes Jahr vergehen. Damit soll eine massive Stimulation des Insulin-like growth factors (IGF) durch zu schnelles Absenken der Glukosewerte verhindert werden: Der IGF wird verdächtigt, die Proliferation der Gefäße zu fördern. Auch deshalb sollte eine Diabetestherapie Blutzuckerausreißer nach oben und unten möglichst flach halten.

Insgesamt aber haben die früheren, hohen Raten diabetischer Veränderungen am Augenhintergrund, besonders die schwersten Formen, abgenommen, so Kroll. So fand man in der Wolfsburgstudie bei 2801 Diabetikern nach einer mittleren Diabetesdauer von zehn Jahren bei 75 Prozent der jüngeren Patienten keinerlei Veränderungen.

Ältere Teilnehmer hatten zu 84 Prozent keine Schäden, zwölf Prozent nur eine milde bis mäßige und drei Prozent eine schwere Retinopathie. Im Vergleich zu den Daten der Wisconsinstudie aus den 80er Jahren ist das eine klare Verbesserung. Ursache, so Kroll, war die bessere Stoffwechseleinstellung: Eine Senkung des HbA1c um nur einen Prozentpunkt reduziere die Rate mikrovaskulärer Schäden um ein Drittel.

Auch der Blutdruck sollte gut eingestellt sein, empfiehlt er. Denn ab einem systolischen Wert von 120 mmHg steigt das Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen alle 10 mmHg um 13 Prozent.

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