Erstes inhalierbares Insulin ist jetzt verfügbar

FRANKFURT/MAIN (hbr). Heute kommt in Deutschland das erste inhalierbare Insulin auf den Markt. Exubera® ist ein schnell wirkendes Humaninsulin in Pulverform und deckt die Aufnahme von Kohlenhydraten zu den Mahlzeiten ab.

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Das inhalierbare Insulin ist für erwachsene Typ-2-Diabetiker zugelassen, die ihren Stoffwechsel mit Tabletten nicht mehr in den Griff bekommen. Erwachsene Typ-1-Patienten können es laut Fachinformation zusätzlich zu Basalinsulin nach einer Nutzen-Risiko-Abwägung ebenfalls verwenden.

Das Insulin wird mit Hilfe eines Inhalators eingeatmet. Das Gerät vernebelt das Insulin in einer durchsichtigen Kammer; die Patienten atmen das Aerosol dann einfach ein. Über die Lungenalveolen gelangt es rasch ins Blut. Da die Wirkung schneller eintritt als bei subkutan gespritztem Normalinsulin, sollte es innerhalb von zehn Minuten vor dem Essen inhaliert werden. Dosiert werden kann in Schritten von drei Einheiten Insulin.

Nach Aussage von Professor Andreas Pfützner vom Institut für klinische Forschung und Entwicklung in Mainz entspricht die Anflut-Geschwindigkeit der von subkutan gespritzten kurzwirksamen Insulin-Analoga. Die Wirkdauer entspricht der von injiziertem Normalinsulin. Studien belegen eine ähnliche Senkung des HbA1c wie bei gespritztem Insulin. "Die Nüchternblutzuckerwerte waren in den meisten Studien sogar besser", so Pfützner.

Ein wichtiger Vorteil des Insulins zum Einatmen: Es hilft, die Hemmschwelle vor einer Insulintherapie zu senken. Denn die Angst der Patienten davor bereitet oft Probleme. "Es dauert bei vielen Patienten sehr lange, sie zum Insulin zu bringen", sagt Dr. Karin Schlecht aus Eisenach. Dabei geht wertvolle Zeit verloren, in der die schlechte Stoffwechseleinstellung bei den Patienten bereits zu Diabetes-Komplikationen führen kann.

Durch das Angebot eines inhalierbaren Insulins lassen sich die Patienten schneller auf eine Insulintherapie ein, so die Diabetologin bei einer Veranstaltung des Unternehmens Pfizer in Frankfurt am Main. Tatsächlich entschieden sich in einer Untersuchung fast dreimal soviele Patienten - 50 Prozent statt 17 Prozent - für eine Therapie mit dem Hormon, wenn außer oralen Antidiabetika und dem Insulin zum Injizieren auch die inhalierbare Alternative zur Auswahl stand. Dieses Verhalten hat Karin Schlecht auch bei ihren eigenen Patienten beobachtet.

Kontraindiziert ist inhalierbares Insulin bei Patienten mit schlecht kontrolliertem, instabilem oder schwerem Asthma oder schwerer COPD. Mangels klinischer Daten kommt es für Patienten unter 18 Jahren und für Schwangere noch nicht in Betracht.

Und Raucher müssen entscheiden, was ihnen wichtiger ist: der blaue Dunst oder das Insulin zum Inhalieren. Sie müssen die Glimmstengel mindestens ein halbes Jahr vor Beginn der Therapie an den Nagel hängen. Denn beides zusammen geht nicht: Raucherlungen absorbieren das Hormon zu stark.

Lesen Sie dazu auch: Das IQWiG sieht keinen Vorteil von Insulin-Inhalation Präparat kann zu Lasten der GKV verordnet werden

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