Weniger Hypoglykämien in der Nacht mit Insulin glargin

LEIPZIG (hbr). "Hypoglykämien zu vermeiden ist entscheidend für die Therapie-Qualität von Diabetikern", sagt Privatdozent Andreas Fritsche. Mit Insulin glargin lassen sich die HbA1c- Zielwerte erreichen, und es kommt im Vergleich mit herkömmlichem NPH-Insulin zu weniger nächtlichen Unterzuckerungen.

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Die Insulintherapie ist für Ärzte und Patienten häufig ein Balanceakt: Auf der einen Seite steht das Ziel einer guten Stoffwechseleinstellung, um Diabeteskomplikationen vorzubeugen. Auf der anderen Seite steigt aber mit sinkendem HbA1c-Wert die Gefahr von Unterzuckerungen.

Vor allem schwere Hypoglykämien müssen vermieden werden. Da bieten moderne Insuline Vorteile: "Man sollte versuchen, den HbA1c-Wert unter sieben Prozent zu senken. Das bekommt man aber oft nur hin, wenn man Analoginsuline nimmt, weil sie die Hypoglykämiegefahr mindern", so Fritsche, Diabetologe an der Universität Tübingen.

Für das 24 Stunden wirksame Insulin glargin (Lantus®) belegen Daten einer Metaanalyse ein deutlich vermindertes Risiko für Hypoglykämien im Vergleich zu herkömmlichem NPH-Insulin (Neutral-Protamin-Hagedorn-Insulin).

Ausgewertet wurden vier Studien mit 2304 Typ-2-Patienten. Über ein halbes Jahr traten mit Insulin glargin elf Prozent weniger Unterzuckerungen auf. Schwere Hypoglykämien, bei denen die Patienten fremde Hilfe benötigten, waren um 46 Prozent seltener. Nächtliche Hypoglykämien gingen um ein Viertel zurück und schwere nächtliche Unterzuckerungen sogar um 59 Prozent.

Alle Unterschiede waren signifikant - obwohl der HbA1c-Wert bei Studienende in beiden Gruppen ähnlich ausfiel und die mit Insulin glargin behandelten Patienten sogar einen niedrigeren Nüchternblutzuckerwert erreichten. Die Studiendaten zu Hypoglykämieraten erfüllten in der Regel die Anforderungen der Evidenzklasse 1A, wie Fritsche beim Diabeteskongreß in Leipzig betonte.

Vor allem in der Haupt-Schlafenszeit ab 24 Uhr hatten die Teilnehmer der Glargin-Gruppe weniger Unterzuckerungen. Das gibt den Patienten mehr Sicherheit, und das Zubettgehen ohne Angst steigert die Lebensqualität erheblich. Davon profitiert auch die Behandlung: Die Mitarbeit verbessert sich, wie Studiendaten belegen.

Denn Diabetiker fürchten sich vor allem vor nächtlichen Hypoglykämien, weil die Wahrnehmung dafür im Schlaf vermindert ist. In der Studie vermied es daher etwa jeder fünfte Teilnehmer, die Dosis seines basalen NPH-Insulins bei Bedarf ausreichend zu erhöhen, so Fritsche bei einer Veranstaltung von Sanofi-Aventis.

Mit Insulin glargin waren es deutlich mehr: 84 Prozent der Typ-2-Diabetiker trauten sich, die Dosis ausreichend zu erhöhen. Bei morgendlicher Gabe waren es sogar 91 Prozent.

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