Apotheker können Know-how für Blutzucker-Selbstmessung vermitteln
Bei der Blutzucker-Selbstmessung (BZSM) machen mehr als 80 Prozent der Typ-2-Diabetiker Fehler, obwohl die meisten eine Schulung im Umgang mit ihrem Blutzucker-Meßgerät erhalten hatten. Durch eine individuelle Nachschulung in der Apotheke konnte die Zahl der Patienten mit fehlerhaften Messungen jedoch halbiert und die Fehlerzahl je Patient von durchschnittlich 3,1 auf 0,8 Fehler nach sechs Wochen gesenkt werden.
Das ist das wesentliche Ergebnis der EDGAr-Studie, über die in Leipzig Professor Martin Schulz vom Zentrum für Arzneimittelinformation und Pharmazeutische Praxis (ZAPP) der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Berlin berichtet hat.
EDGAr steht für "Evaluation der Durchführung von Glukoseselbstkontrollen von Menschen mit Typ-2-Diabetes in Apotheken". Ziel der Untersuchung, die von Bayer Vital unterstützt wurde, war festzustellen, welche und wieviele Fehler Patienten bei der BZSM machen. Außerdem wurde geprüft, ob sich durch eine individuelle Schulung in der Apotheke die Fehlerrate reduzieren läßt.
In die Studie einbezogen wurden 32 Apotheker in Deutschland mit nachgewiesener Diabetes-Kompetenz. Sie haben anhand ihrer Kundendateien insgesamt 462 Typ-2-Diabetiker, die ihren Blutzucker selbst kontrollieren, für die Studie gewinnen können. Die Patienten waren im Mittel 67 Jahre alt und nahmen im Schnitt seit sieben Jahren BZSM vor.
Fehlerrate wurde mit einer einzigen Nachschulung signifikant reduziert
Zu Studienbeginn führte jeder Patient im Beisein des Apothekers eine Blutzuckermessung mit dem eigenen Gerät vor, wobei der ganze Ablauf detailliert protokolliert wurde. Geachtet wurde auf Bedienungsfehler (etwa Lanzettenwechsel, Überprüfung der Kodierung, Dokumentation / Speicherung) und geräteunabhängige Fehler (wie Reinigen der Hände, Herauspressen des Blutes oder seitliches Stechen in den Finger).
Anschließend wurden alle Fehler mit dem Patienten besprochen, und er übte unter Anleitung eine fehlerfreie Messung in der Apotheke. Zusätzlich wurde allen Patienten eine schriftliche Anleitung ausgehändigt. Beim Folgetermin sechs Wochen später erfolgte wiederum eine genau protokollierte BZSM in der Apotheke.
Für die Auswertung wurden Art und Häufigkeit der Fehler aus beiden Messungen miteinander verglichen. Das Ergebnis: Die Fehlerzahl konnte signifikant reduziert werden, sagte Schulz bei einem Symposium des Unternehmens. Beim ersten Termin machten 83 Prozent der Patienten, beim zweiten Termin nur noch 41 Prozent Fehler.
Die Rate an Bedienungsfehlern ging von 68 auf 28 Prozent zurück, die der geräteunabhängigen Fehler von 64 auf 27 Prozent. Die Studie verdeutlicht, so das Fazit von Schulz, daß eine Schulung zur BZSM in der Apotheke offenbar notwendig und auch effizient ist. (mar)