Diabetes-Prävention mit dem Maßband am Arbeitsplatz

KIEL (di). Das Risiko Diabetes zu bekommen, läßt sich durch gezielte Prävention am Arbeitsplatz verringern. Das belegt der Zwischenbericht eines gemeinsamen Projektes der AOK Schleswig-Holstein und des Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf (UKE).

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"Weder Insulinresistenz noch Typ-2-Diabetes müssen ein unabwendbares Schicksal sein", sagte AOK-Chef Dr. Dieter Paffrath bei der Vorstellung der Zwischenergebnisse des Projektes. Schon geringe Lebensstiländerungen hätten erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit.

Zusammen mit dem UKE hatte die AOK vor zwei Jahren begonnen, über 3000 Maßbänder an Mitarbeiter in fünf größeren Betrieben auszugeben, um damit deren Taillenumfänge zu ermitteln. Hintergrund: Der Taillenumfang ist ein Maß für das innere Bauchfett, das Hinweise auf ein erhöhtes Risiko gibt, an Diabetes zu erkranken. Der Taillenumfang ist zudem ein Indikator für ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Fettstoffwechselstörungen.

    Mit jedem Kilogramm weniger sinkt auch der Taillenumfang.
   

In den Betrieben haben sich 300 Mitarbeiter an den Untersuchungen beteiligt. Bei 240 Mitarbeitern lag der Taillenumfang bei über 94 Zentimetern bei Männern und bei über 80 Zentimetern bei Frauen. Ab diesen Werten steigt das Diabetes-Risiko. Bei jedem dritten Arbeitnehmer aus dieser Gruppe wurden bereits erhöhte Blutzuckerwerte aufgrund einer Insulinresistenz festgestellt, wobei der Anteil mit steigendem Alter zunahm. Von ihnen nahm ein Drittel Kursangebote zur Gewichtsreduktion durch Sport und Ernährungsumstellung an.

Das Ergebnis: Mit jedem Kilogramm weniger sank auch der Taillenumfang um etwa einen Zentimeter. Nach sechs Monaten hatte sich bei der Mehrzahl aus dieser Gruppe der Blutzuckerspiegel normalisiert. Keiner der Teilnehmer, die am Sportprogramm mitmachten, war an Diabetes erkrankt.

Die Messung des Taillenumfanges mit einem Maßband hat sich nach Erfahrungen der Projektinitiatoren als einfaches, aber effektives Instrument herausgestellt, um Risikopatienten zu identifizieren. Auch die Ansprache über die Betriebe hat sich nach Erfahrungen von Projektleiter Professor Eberhard Windler bewährt, um die Betroffenen auf die Risiken aufmerksam zu machen. Mitarbeiter mit einem erhöhten Taillenumfang hatten die Absicht, die weitere Behandlung dann mit ihrem Hausarzt zu besprechen.

Das Präventionsmodell soll noch zwei Jahre fortgeführt werden. In einem nächsten Schritt wird untersucht, ab welchem Alter Umfangsmessungen auch bei Jugendlichen verwendet werden können.

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