Von knusprigen Hähnchenbeinen sollten Diabetiker die Finger lassen

BAD OEYNHAUSEN (ner). Die gelbbraunen Produkte, die auf Nahrungsmitteln beim Grillen, Braten und Frittieren entstehen, haben bei Diabetikern messbare Störungen der Gefäßfunktion zur Folge, berichten Diabetologen aus Bad Oeynhausen und Düsseldorf. Es gebe Hinweise darauf, dass Vitamin B1 vor Atherosklerose schützt.

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Beim Erhitzen von Nahrungsmitteln entstehen toxische Produkte, die AGE (Advanced Glycation Endproducts). Sie bilden sich aus Zucker und Eiweiß. Bei Diabetikern fallen sie infolge der Hyperglykämie offenbar verstärkt an, so Dr. Alin Stirban aus Bad Oeynhausen und seine Kollegen. Hohe AGE-Konzentrationen werden seit einiger Zeit mit verantwortlich gemacht für die typischen Diabetes-Folgeerkrankungen der Blutgefäße an inneren Organen und Nerven.

Jetzt hat das Team um Stirban in einer Studie bestätigt, dass AGE-reiche Mahlzeiten zum Anstieg der AGE-Konzentration und einer mikro- und makrovaskulären Dysfunktion bei Diabetikern führen. Blutfluss-Messungen sowie mehrere etablierte Serummarker wie E-Selectin, ICAM-1 (intrazelluläres Adhäsionsmolekül 1) und VCAM-1 (vaskuläres Zelladhäsionsmolekül 1) ergäben eindeutige Zeichen für vermehrten oxidativen Stress sowie eine endotheliale Dysfunktion (Diabetes Care 29, 2006, 2064). So reduzierte sich der Blutflussmarker FMD (flow mediated dilatation), gemessen an der Arteria brachialis, vier Stunden nach der Mahlzeit um 35 Prozent. Erst nach sechs Stunden war er wieder normal.

Mit dem Vitamin-B-Präparat Benfotiamin konnten die Auswirkungen der AGE-reichen Mahlzeit komplett blockiert werden. Die Substanz ist ein fettlösliches Prodrug des Thiamins (Vitamin B1), das vom Körper in höheren Dosen aufgenommen wird als natives wasserlösliches Thiamin. Stirban und seine Kollegen hatten die Substanz mit dem Präparat Milgamma® verabreicht. "Wir nehmen an, dass Benfotiamin eine wichtige Funktion in der Atherosklerose-Prävention bei Diabetikern haben könnte", meinen die Kollegen.



DIE STUDIE IN KÜRZE

Benfotiamin-Therapie über drei Tage

In der Studie hatten 13 langjährige Typ-2-Diabetiker im Durchschnittsalter von 57 Jahren vor und nach einer dreitägigen Therapie mit 1050 mg Benfotiamin täglich eine AGE-reiche Testmahlzeit erhalten (15 100 kilo- Units AGE pro Mahlzeit). Die Mahlzeit bestand aus 200 g bei 230 °C gebratener oder gegrillter Hühnchenbrust, 250 g Kartoffeln, 100 g Karotten, 200 g Tomaten und 15 g Pflanzenöl mit einem Energiegehalt von 580 kcal. Die verschiedenen Messungen wurden jeweils zwei, vier und sechs Stunden nach der Testmahlzeit vorgenommen. (ner)

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