Sitagliptin senkt den HbA1c-Wert - aber ohne Unterzuckerungen

HAMBURG (hbr). Das orale Antidiabetikum Sitagliptin senkt bei Patienten mit Typ-2-Diabetes den HbA1c-Wert signifkant. Unterzuckerungen sind dabei nicht häufiger zu befürchten als mit Placebo. Der Grund: Die Insulinausschüttung wird nur nach Bedarf gesteigert.

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Die Verbesserung der Stoffwechsel-Einstellung wurde unter anderem in einer Add-on-Studie mit Pioglitazon belegt. Darin erhielten Diabetiker, die mit dem Insulinsensitizer allein nicht gut eingestellt waren, zusätzlich Sitagliptin (Januvia®). Dadurch wurde bei 45 Prozent der Patienten der HbA1c-Wert auf weniger als sieben Prozent gesenkt, sagte Professor Baptist Gallwitz aus Tübingen beim Diabetes-Kongress in Hamburg.

Im Mittel betrug die Abnahme 0,7 Prozentpunkte und war signifikant. Die Zugabe des Gliptins zu Metformin führte in einer zweiten Studie zu praktisch identischen Resultaten. Hier erreichten 47 Prozent der Teilnehmer den HbA1c-Zielwert.

Dabei erzeugt Sitagliptin keine Unterzuckerungen, so Gallwitz. Grund ist die kontrollierte Art des Gliptins, die Insulinsekretion anzuregen. Denn anders als bei Sulfonylharnstoffen wird die Insulinausschüttung nur bedarfsgerecht gesteigert, wenn die Nahrungsaufnahme den Blutzucker erhöht, betonte Professor Hellmuth Mehnert aus München bei einer Veranstaltung von MSD. Deshalb besteht bei der Therapie praktisch keine Hypoglykämiegefahr.

Daneben halten auch nicht-insulinotrope Effekte den Blutzucker flach. Sitagliptin mindert zum Beispiel die Glucagon-Ausschüttung. Das Hormon aus den Alphazellen des Pankreas sorgt für eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels und wird normalerweise zum Beispiel bei Hypoglykämien abgegeben. Typ-2-Diabetiker produzieren meist zu viel davon.

Sitagliptin ist als zusätzliches orales Antidiabetikum bei Patienten indiziert, bei denen Metformin oder ein Glitazon zusammen mit Bewegung und Diät den Blutzucker nicht ausreichend senken. Sie erhalten einmal am Tag 100 mg, unabhängig von den Mahlzeiten. Die Metformin- oder Glitazondosis sollte beibehalten werden. Forscher hoffen übrigens auf einen Betazell-Schutz durch frühen Einsatz des Gliptins. Denn aus Tierstudien kennt man rekonstituierende Effekte auf die Funktion und Morphologie der Langerhans-Inseln.

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