Sorge ums Gewicht treibt Diabetiker um

AMSTERDAM (hbr). Viele Typ-1- und Typ-2-Diabetiker machen sich so große Sorgen um ihr Gewicht, dass ihr seelisches Befinden darunter leidet. Dadurch haben sie vermehrt Angst vor dem Insulinstart oder spritzen zu geringe Dosen des Hormons. Das belegt der "Weight of the World Report".

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Demnach macht sich jeder zweite Diabetiker Sorgen, und weitere 25 Prozent machen sich sogar sehr große Sorgen um ihre Gewicht. Das sagte Professor Vivian Fonseca beim europäischen Diabeteskongress in Amsterdam. Die Daten stammen aus der DAWN-Studie (Diabetes Attitudes, Wishes and Needs), an der weltweit 5104 erwachsene Typ-1- und Typ-2-Patienten teilnahmen, davon rund 500 in Deutschland.

Deutsche Patienten sind besonders oft verunsichert

50 Prozent der Typ-2- und 40 Prozent der Typ-1-Patienten berichteten von belastenden Gedanken um ihr Gewicht. Deutsche Typ-2-Patienten leiden am häufigsten darunter: Rund 70 Prozent plagen große Sorgen um ihre Pfunde. Ihre französischen Kollegen sorgen sich mit rund 40 Prozent global gesehen am seltensten darum.

Diabetiker mit besonders starken Gewichtssorgen schnitten auch in anderen Bereichen signifikant schlechter ab: 50 Prozent stuften ihr seelisches Befinden als schlecht ein - Zuckerkranke mir leichteren Gewichtssorgen taten das nur zu 38 Prozent. Gleichzeitig waren Diabetes-bezogene Symptome bei ihnen deutlich häufiger. Jeder Fünfte fühlte sich zudem durch die Krankheit gestresst. In der Vergleichsgruppe war das nur jeder Dreizehnte, und nur jeder Neunte ermüdete durch die Therapie-Anforderungen. In der besorgten Gruppe war jeder Fünfte davon erschöpft.

Diabetiker mit Gewichtssorgen fürchten Hypoglykämien

Die Angst ums Gewicht scheint zudem bei Insulin-unerfahrenen Patienten die Furcht vor dem Insulinstart zu fördern: 51 Prozent der besorgten Patienten fürchteten sich davor, aber nur 30 Prozent der weniger besorgten. Die Angst vor Hypoglykämien war sogar mehr als verdoppelt, so Fonseca bei einer Veranstaltung von Novo Nordisk. Auch das kann die Angst vor Insulin fördern.

Fast alle jungen Diabetiker lassen Insulin-Injektionen aus

Gefährlich wird die Furcht vor Gewichtszunahme bei Typ-1-Patienten. In einer Befragung von 2062 Jugendlichen im Alter von rund 14 Jahren gaben 92 Prozent der Mädchen und 93 Prozent der Jungen an, zur Gewichtskontrolle mindestens einmal im Monat eine Insulin-Injektion auszulassen - die folgende Glukosurie verhindert ein Ansetzen der verzehrten Kohlenhydrate. Die schlechten Glukosewerte aber steigern das Risiko für Diabeteskomplikationen, warnte der Endokrinologe aus New Orleans. So gab in einer britischen Studie jede dritte Typ-1-Patientin an, Insulin bereits des Gewichts wegen unterdosiert zu haben. Unter den Frauen mit mikrovaskulären Folgeschäden waren es sogar 45 Prozent.

Fonsecas Forderung: Ärzte und Patienten sollten das Gewicht genauso konsequent kontrollieren wie die Blutzuckerwerte.

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