Neue Analysen bewerten Glitazon positiv

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MÜNCHEN (hbr). Eine Metaanalyse hatte für Typ-2-Diabetiker, die mit Rosiglitazon behandelt wurden, ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und kardiovaskulären Tod nahegelegt. Neue Untersuchungen bestätigen diese Aussage jedoch nicht. Auch die Zulassungsbehörden sehen mehr Nutzen als Risiko.

Die Metaanalyse habe Schwachstellen, hat Privatdozent Dr. Kristian Löbner von GlaxoSmithKline bei einer Veranstaltung des Unternehmens in München berichtet. So seien die einbezogenen Studien vor allem auf Blutzuckersenkung ausgerichtet gewesen, aber nicht auf kardiovaskuläre Endpunkte. Zudem hätten sie meist nur kurze Zeiträume von einem halben Jahr erfasst und lieferten deshalb auch nur kleine Ereigniszahlen. Das schränke die Aussagekraft der Analyse ein.

Eine zweite Metaanalyse beschränkte sich deshalb auf Langzeitstudien, die speziell kardiovaskuläre Ereignisse berichteten und mindestens zwölf Monate dauerten. Der Durchschnitt betrug 2,5 Jahre. Verglichen wurden Rosi- und Pioglitazon. Ein erhöhtes kardiovaskuläres Sterberisiko unter der Therapie mit einem Glitazon sei nicht festgestellt worden, so Löbner. Beide Glitazone hätten sich dabei nicht unterschieden.

Eine derzeit laufende Langzeitstudie unterstützt diese Ergebnisse. Die 4447 Patienten der Studie werden mit Rosiglitazon plus Sulfonylharnstoff, Rosiglitazon plus Metformin oder Metformin plus Sulfonylharnstoff behandelt. Eine erste Auswertung über 3,8 Jahre bestätigte die von den Glitazonen bekannte erhöhte Herzinsuffizienz-Inzidenz.

Die Rate für kardiovaskulär bedingte Hospitalisierung oder Tod sei für Rosiglitazon aber nicht erhöht, so Löbner. Auch Herzinfarkte seien nicht gehäuft aufgetreten. In die gleiche Richtung weist die Auswertung einer US-Versicherung, die 165 000 Patienten erfasste. Ein Unterschied in der Herzinfarktrate zwischen Rosiglitazon, Pioglitazon und anderen oralen Antidiabetika wurde nicht ermittelt.

Auch die EMEA sei inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass der Nutzen von Rosiglitazon mögliche Risiken überwiege, sagte Löbner.

Zu den wichtigen Vorteilen zählt er die dauerhaft gute HbA1c-Einstellung unter sieben Prozent. Diesen Wert hielten Patienten, die mit Rosiglitazon (Avandia®) behandelt wurden, in einer Studie 57 Monate. Mit einem Sulfonylharnstoff gelang das nur 33 und mit Metformin nur 45 Monate.

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