Auf das Bauchfett kommt es an

ESSEN (hbr). Hinter Diabetes und Herzinfarkt steht oft als wichtigster Risikofaktor ein Übermaß an innerem Bauchfett, erkennbar am hohen Taillenumfang. Dann ist Abspecken angesagt. Denn zu viel Fett macht krank.

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Der Bauchumfang sagt schon viel über das kardiometabolische Risiko aus.

Der Bauchumfang sagt schon viel über das kardiometabolische Risiko aus.

© Foto: Elke Hinkelbein

Das betrifft vor allem Menschen mit männlichem Fettverteilungsmuster, das auch als Apfeltyp bekannt ist. Profaner könnte man auch vom Bierbauchtyp sprechen. Anders als der vorwiegend weibliche Birnentyp mit bevorzugter Fettanlagerung an Oberschenkeln, Hüfte und Gesäß hat der Apfeltyp ein erhöhtes kardiometabolisches Risiko.

Denn das viszerale Fett ist endokrin aktiv und kann zur Verschlechterung von Blutzucker-, Blutdruck- und Fettstoffwechsel-Werten führen. Entsprechend steigt bei viszeraler Adipositas das Risiko für Diabetes und Herzinfarkt. Das hat Professor Alfred Wirth aus Bad Rothenfelde bei der Diabetes-Aktion "Gesünder unter 7" in Essen berichtet.

Tatsächlich haben viele Zuckerkranke einen viel zu hohen Taillenumfang. Wobei in Deutschland die dicksten Diabetiker in den Städten und im Osten leben.

Welche Grenzwerte gelten? Selbstverständlich gibt es auch für den Bauchumfang Grenzwerte - und natürlich auch hier verschiedene. So stuft die Internationale Diabetesföderation (IDF) bei Männern europäischer Herkunft einen Taillenumfang ab 94 cm und bei Frauen ab 80 cm als zentrale Adipositas ein. Diese Werte wurden von Kardiologen und Diabetologen erarbeitet. Die US-Amerikaner dagegen haben vor ihren lokalen Gegebenheiten kapituliert und als Obergrenze bei Männern Messwerte ab 102 cm und bei Frauen ab 88 cm bestimmt*.

Wirth nutzt beide Festlegungen, denn Daten weisen auf einen kontinuierlichen Anstieg des Diabetes- und Infarktrisikos mit dem Bauchumfang hin. Optimal ist ein Umfang unterhalb der IDF-Grenzen. Darüber ist das Risiko bereits erhöht, so Wirth. Ab 88 cm und ab 102 cm steigt es erheblich.

Die Therapie ist simpel: Meist geht die Adipositas dem Diabetes voraus. Behandelt werden kann zum Beispiel mit Rimonabant (Acomplia®), das bei übergewichtigen Patienten in mehreren Studien signifikante Abnahmen von Gewicht, innerem Bauchfett und HbA1c erreichte.

Zuerst kommen aber meist nicht-medikamentöse Schritte wie die Steigerung der körperlichen Aktivität in Betracht. Mindestens zwei Stunden pro Woche sind nötig, so Wirth. Das empfiehlt sich auch schon präventiv, damit Adipositas oder Diabetes gar nicht erst entstehen. Ausdauersport ist dabei die beste Methode, um das innere Bauchfett zu reduzieren, betont der Kardiologe und Sportmediziner.

Gesunde Ernährung ist außer Bewegung das zweite, unverzichtbare Standbein für Therapie und Prävention. Wichtig ist, dass die Patienten auf Nahrungsmittel und Getränke mit niedriger Energiedichte achten; sie liefern viel sättigende Masse bei niedrigem Kaloriengehalt. Anders ausgedrückt: Gut sind Salat, Obst, Gemüse und Wasser, aber auch komplexe Kohlenhydrate in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten. Schokolade, fette Wurst und Milchshakes dagegen, die viel Fett oder Zucker enthalten, sind ungeeignet.

*Quelle: National Cholesterol Education Program's Adult Treatment Panel III (ATP-III)

Aktion in Dresden, Berlin und Augsburg

In drei weiteren deutschen Städten macht die Aktion "Gesünder unter 7" dieses Jahr noch Station, und zwar in:

- Dresden, 18./19. September, Altmarkt-Galerie

- Berlin, 23./24. Oktober, Einkaufszentrum Potsdamer Platz Arkaden

- Augsburg, 13./14. November, City-Galerie.

Fachgesellschaften, Patientenorganisationen, Krankenkassen und Verlage unterstützen die vom Unternehmen Sanofi Aventis initiierte Aktion. Die "Ärzte Zeitung" ist Medienpartner.

Weitere ausführliche Informationen zur Aktion gibt es im Internet unter der Adresse: www.gesuender-unter-7.de

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