Adipositas-Patienten brauchen klare Ziele und realistische Erwartungen

Gewichtsreduktion ist noch keine Adipositas- Therapie. Denn in der Adipositas-Therapie geht es nicht einfach um eine Reduktion der Kilos. Es geht um die Veränderung des falschen Fettverteilungsmusters und die Verminderung der Komorbiditäten.

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Um das Problem besser einschätzen zu können, stellte Dr. Susanne Wiesner aus Winterthur in der Schweiz beim Kongress einen ausführlichen Fragenkatalog für die Anamnese vor. Wichtig sei es zunächst, die aktuellen Beschwerden zu erfragen, da sie die Motivationsbasis darstellen. Ihrer Erfahrung nach ist es häufig die soziale Ausgrenzung, weniger sind es Gesundheitsaspekte. Außerdem sollten andere Erkrankungen, die direkt oder über ihre pharmakologische Behandlung als Barriere für die Gewichtsabnahme wirken können, erfragt werden, riet sie beim Symposium von Abbott.

Aktuelle Beschwerden sind Basis für die Motivation.

In der Gewichtsanamnese sei wichtig zu klären, wann die Adipositas begonnen hat und wie es um die familiäre Belastung bestellt sei. Für eine realistische Erwartung aufseiten von Arzt und Patient ist es zudem wichtig zu wissen, welches Maximalgewicht bisher erreicht wurde. Denn es bestimmt das Gewichtsplateau, das eintreten wird, und ist damit eine potenzielle Frustrationsquelle. Auch die Zahl der Jojoeffekte ist von Bedeutung. "Wenn das Gewicht mehr als dreimal um 10 kg reduziert wurde und dann wieder rauf ging, stellt dies ein Problem für die weitere Gewichtsreduktion dar," so die Adipositas-Expertin. Die Anamnese sollte auch konkrete Fragen zum Essverhalten wie: "Wie oft stecken Sie sich etwas in den Mund?" umfassen. Wird von Heißhungerattacken berichtet, sei dies oft ein Hinweis dafür, dass morgens zu wenige Kohlenhydrate aufgenommen würden. (kat)

Erst mehr Bewegung, dann andere Nahrung

In der Therapie zur Gewichtsreduktion hat Dr. Susanne Wiesner dazu geraten, im ersten Schritt das Bewegungspensum zu erhöhen, um den Grundumsatz zu steigern. Erst dann sollte die Ernährungsumstellung hinzukommen. Wiesner sprach sich für eine Variation der Trainingsinhalte aus, wobei auch der günstige Einfluss des Krafttrainings auf den HbA1c-Wertes genutzt werden könne. Während in Plateau-Phasen kurzzeitig eine proteinreiche Ernährung sinnvoll sei, sprach sie sich nicht nur wegen der Heißhungerattacken gegen eine allgemeine Low-carb-Kost aus. Denn die Kalorien würden meist nicht durch fettarme Proteine ersetzt. Wiesner plädierte dafür, ein realistisches Therapieziel klar zu kommunizieren. Denn eine Enttäuschung bedeutet oftmals Aufgabe. (kat)

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