Kommentar
Guter Glaube und harte Fakten
Wie trügerisch das auf gutem Glauben, nicht aber auf wissenschaftlicher Prüfung in kontrollierten Studien gestützte Vertrauen in eine Therapie sein kann, lehrt einmal mehr das Beispiel der TREAT-Studie.
Ihren Autoren gebührt das Verdienst, erstmals in einer großen placebokontrollierten Studie die Auswirkungen der Anämie-Behandlung mit einem Erythropoese-stimulierenden Wirkstoff (ESA) auf Morbidität und Mortalität geprüft zu haben - 20 Jahre, nachdem diese Therapie Eingang in die Praxis fand.
Viele Experten begegneten dieser Studie mit Unverständnis und Kritik. So sicher war man sich des klinischen Nutzens einer therapeutischen Anhebung der Hämoglobinwerte, dass ein Placebovergleich, der für die Hälfte der Studienteilnehmer eine unwirksame Therapie vorsieht, als ethisch bedenkliches Unterfangen gebrandmarkt wurde.
In vorangegangenen Studien ging es stets nur um die Frage, an welchen Hämoglobin-Zielwerten die ESA-Therapie ausgerichtet sein sollte. Auf die Frage nach den Auswirkungen dieser Therapie auf kardiovaskuläre oder renale Ereignisse gibt erst jetzt die TREAT-Studie eine - leider enttäuschende - Antwort, die allerdings nur für die Gruppe der Prädialysepatienten mit Typ-II-Diabetes Relevanz hat.
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