Komplikationen

Wie riskant ist Insulin für Typ-2-Diabetiker?

Risiko Diabetes-Therapie: Eine aktuelle Kohortenstudie zeigt die Risiken für Typ-2-Diabetiker, die Insulin spritzen. Die Kollegen aus Wales raten zu einer kritischen Prüfung von Nutzen und Risiko.

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Manchmal riskant: Insulinspritze.

Manchmal riskant: Insulinspritze.

© Diez / McPhoto / imago

CARDIFF. Typ-2-Diabetiker, die Insulin spritzen, müssen mit mehr Komplikationen und einem höheren Sterberisiko rechnen. Das haben walisische Forscher in einer Studie herausgefunden, deren Aussagekraft allerdings Grenzen hat.

Für ihre retrospektiv angelegte Kohortenuntersuchung griffen Craig Currie von der Cardiff University und Kollegen auf eine Datenbank zurück, die Angaben aus den Jahren 2000 bis 2010 über knapp 85.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes enthielt.

Die Forscher wollten wissen, welche unerwünschten Folgen mit fünf verschiedenen diabetischen Therapieregimen einhergehen: Metformin-Monotherapie, Monotherapie mit Sulfonylharnstoffen, Insulin-Monotherapie, Metformin kombiniert mit Sulfonylharnstoff und Metformin plus Insulin.

Als Endpunkte waren Tod, bedeutende kardiovaskuläre Zwischenfälle (Herz- oder ischämischer Hirninfarkt, kardiovaskulär verursachter Tod), Krebs, Visusverschlechterung, diabetische Neuropathie und Nierenversagen definiert.

Die ersten drei Ereignisse bildeten zusammen den primären Studienendpunkt (J Clin Endocrinol Metabol 2013; 98(2): 668).

Während der drei Jahre dauernden Follow-up-Periode betrug die Rate des primären Endpunkts 35,6 pro 1000 Personenjahre.

Insulineinsatz kritisch prüfen

Gegenüber Metformintherapie erhöhte die Kombination von Metformin plus Insulin das Risiko um 31 Prozent, Sulfonylharnstoff-Monotherapie ließ die Endpunktinzidenz um 44 Prozent, steigen, und eine Insulin-Monotherapie war mit einem um 81% höheren Risiko assoziiert.

Die alleinige Insulingabe steigerte das Risiko für Herzinfarkt (1,95-fach), kardiovaskuläre Zwischenfälle (1,74), Schlaganfall (1,43), renale Komplikationen (3,5), Neuropathie (2,2), Augenkomplikationen (1,2) und Krebs (1,4). Die Gesamtsterblichkeit erhöhte sich ums 2,2-fache.

Die Resultate waren nach einer ganzen Reihe von Faktoren abgeglichen, wie beispielsweise Alter, Geschlecht, Diabetesdauer, HbA1c-Wert, Blutdruck, Cholesterin- und Kreatininspiegel, Body-Mass-Index und Raucherstatus.

Dennoch konnten Currie und sein Team nicht ausschließen, dass sich systematische Fehler in die Kalkulationen eingeschlichen hatten. So wiesen zum Beispiel. 11,1 Prozent der mit Metformin, aber 22,3 Prozent der mit Insulin behandelten Probanden bereits zu Studienbeginn eine Gefäßerkrankung auf.

Zudem lag das HbA1c bei Insulintherapierten höher. Ohnehin dürfte es ein Kennzeichen von Patienten sein, die zu Insulin greifen müssen, dass ihr Diabetes mit weniger aggressiver Therapie nicht in den Griff zu bekommen war.

Die Wissenschaftler halten es dennoch für notwendig, den Insulineinsatz bei Patienten mit Typ-2-Diabetes kritisch zu überprüfen: "Das Risiko-Nutzen-Verhältnis in den verschiedenen Stadien des natürlichen Krankheitsverlaufs muss klar dargestellt werden, auch in den phänotypisch unterschiedlichen Subgruppen von Patienten." (rb)

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