US-Studie

Erkrankt bald jeder Zweite an Diabetes?

Von den heute unter 20-jährigen US-Amerikanern werden wohl 40 Prozent im Laufe ihres Lebens an Diabetes erkranken. Das Risiko ist vor allem in der letzten Dekade drastisch gestiegen.

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Junge Menschen in den USA haben ein hohes Diabetes-Risiko: Von den heute 20-Jährigen werden 40 Prozent in ihrem Leben daran erkranken.

Junge Menschen in den USA haben ein hohes Diabetes-Risiko: Von den heute 20-Jährigen werden 40 Prozent in ihrem Leben daran erkranken.

© Franz Pfluegl / fotolia.com

ATLANTA. In den USA nimmt die Diabetesinzidenz beständig zu, gleichzeitig steigt die Lebenserwartung, wie eine Analyse der US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta belegt (Lancet Diabetes & Endocrinology 2014, online 13. August).

Ein Team um Dr. Edward Gregg von den CDC hat Daten von über einer halben Million US-Bürgern eines jährlichen Survey ausgewertet. Angaben aus drei Zeiträumen von 1985 bis 2011 wurden dabei verglichen.

Das Ergebnis: Erkrankten von den 60- bis 64-jährigen Männern in den 1980er-Jahren noch jährlich 0,7 Prozent neu an Diabetes, so waren es etwa 20 Jahre später schon 1,7 Prozent.

Bei den Frauen war der Anstieg in dieser Altersgruppe zwar etwas geringer, hatte sich mit 0,7 auf 1,5 Prozent aber ebenfalls mehr als verdoppelt. Trotzdem war in der Zeit die Lebenserwartung gestiegen - und zwar sowohl bei den Nichtdiabetikern als auch bei den Diabetikern.

Das Lebenszeitrisiko für einen Diabetes (Typ 1 und Typ 2) lag in den 80er-Jahren für Männer im Alter unter 20 Jahre noch bei 20 Prozent, in den 90er-Jahren bei 24 Prozent und im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts bei über 40 Prozent.

Risiko in letzter Dekade drastisch gestiegen

Das Risiko ist also vor allem in den vergangenen zehn Jahren drastisch gestiegen. Ein ähnliches Bild ergab sich bei den Frauen: das Lebenszeitrisiko stieg von 27 Prozent in den 80er- auf 30 Prozent in den 89er- und knapp 40 Prozent in den Nuller-Jahren.

Das höchste Lebenszeitrisiko haben nach den Berechnungen der US-Forscher Frauen afro- und lateinamerikanischer Herkunft (55% und 51%).Allerdings hat die Krankheit etwas von ihrem Schrecken verloren.

Für Männer, bei denen in den 80er-Jahren Diabetes im Alter von 40 Jahren festgestellt wurde, ließ sich eine um 7,6 Jahre verkürzte Lebenserwartung berechnen, in den Nuller-Jahren kostete ein Diabetes Männer in der gleichen Situation nur noch 5,8 Lebensjahre.

Etwas anders bei Frauen: Sie kostet ein Diabetes in einer vergleichbaren Lage fast noch genau so viel Lebenszeit wie in den 80er-Jahren (6,8 versus 7,4 Jahre).

Ursache: Mehr Menschen leiden an Adipositas

Für die gesamte Bevölkerung hat die steigende Diabetesinzidenz aber gravierende Folgen: Bezogen auf 1000 Personen ist die Zahl der durch Diabetes verlorenen Lebensjahre binnen 25 Jahren um 45 Prozent gestiegen, die Zahl der mit Diabetes verbrachten Lebensjahre hat bei Männern in diesem Zeitraum um 150 Prozent und bei Frauen um 70 Prozent zugenommen.

Als Ursachen für die Diabetesepidemie werden eine steigende Prävalenz von Adipositas, ein zunehmender Konsum von raffinierten Kohlenhydraten und einfachen Zuckern sowie zu wenig Bewegung angesehen.

Sollte in Zukunft in den USA und anderen Industrieländern fast jeder zweite Bürger an Diabetes erkranken, dann hätte dies gravierende Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme, prognostizieren die Studienautoren. (mut)

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