Gestationsdiabetes

Abnehmen senkt das hohe Typ-2-Risiko

Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sollten nach der Entbindung dringend auf ihr Gewicht achten: Mit jedem Kilo zu viel steigt das Risiko für einen Typ-2-Diabetes. Nehmen Betroffene ab, sinkt die Erkrankungsgefahr deutlich, so eine US-Studie.

Veröffentlicht:
Eine schwangere Frau: Dicke Frauen mit Gestationsdiabetes erkranken später bis zu 40-fach häufiger als normalgewichtige.

Eine schwangere Frau: Dicke Frauen mit Gestationsdiabetes erkranken später bis zu 40-fach häufiger als normalgewichtige.

© underdogstudios / fotolia.com

ROCKVILLE. Wie beeinflusst das Körpergewicht das Typ-2-Risiko nach Gestationsdiabetes? Dieser Frage sind Forscher um Dr. Wei Bao vom US-amerikanischen National Institute of Health (NIH) in der "Diabetes & Women Health Study" nachgegangen.

Knapp 1700 Frauen mit Gestationsdiabetes haben darin im Schnitt 13 Jahre lang regelmäßig Fragebögen zu Gewicht, Diabetesdiagnosen und Lebensgewohnheiten ausgefüllt (Diabetologia 2015; online 22. März).

Besonders das Gewicht in den ersten zwei Jahren nach dem Gestationsdiabetes sowie spätere Gewichtsveränderungen waren für die Forscher interessant. Ergebnis: Insgesamt wurden 259 Typ-2-Diabeteserkrankungen registriert.

Bei normalgewichtigen Frauen (BMI unter 25) kam es zu 3,5 Manifestationen von Typ-2-Diabetes pro 1000 Personenjahre, bei extrem Adipösen (BMI über 40) waren es rund 56. Nach Berücksichtigung von Alter, Zahl der Kinder und einer ganzen Reihe von Lebensstilfaktoren ergab sich bei extremer Adipositas ein rund 17-fach erhöhtes Diabetesrisiko.

Im Vergleich zu Frauen mit Normalgewicht war bei Übergewicht (BMI 25-30) die Diabetesrate 3,6-fach erhöht und bei Grad-II-Adipositas (BMI 35-40) 15-fach. Für jedes Kilogramm über Normalgewicht steigt nach diesen Angaben das Diabetesrisiko um 16 Prozent.

30-fach erhöhtes Risiko

Auch die Gewichtsentwicklung im Laufe der Jahre war entscheidend. Analysiert wurde das Gewicht bei der letzten Befragung vor Studienende, bei der Diagnose des Typ-2-Diabetes oder beim Tod einer Teilnehmerin - je nachdem, welches Ereignis zuerst eintrat.

Daraus berechneten sie für extrem adipöse Frauen ein 30-fach erhöhtes Diabetesrisiko im Vergleich zu Frauen mit Normalgewicht. Besonders hoch ist das Diabetesrisiko für Frauen, die zum Zeitpunkt des Gestationsdiabetes adipös sind (BMI über 30) und anschließend mehr als 5 kg zulegen.

Für sie berechneten die Forscher sogar ein 43-fach erhöhtes Diabetesrisiko - verglichen mit Normalgewichtigen, die ihr Gewicht weitgehend halten konnten. Gelang es Übergewichtigen hingegen, mindestens 2,5 kg abzunehmen, so war die Diabetesrate um etwa 20 Prozent reduziert.

Ein auffälliger oraler Glukosetoleranztest bei Schwangeren zeigt ein erhöhtes Typ-2-Diabetes-Risiko an, so die Forscher. Betroffene sollten besonders auf ihr Gewicht und einen gesunden Lebensstil achten. Damit ist viel zu erreichen, betont der Diabetologe Dr. Helmut Kleinwechter aus Kiel.

Im Diabetes Prevention Programm (DPP) wurden Frauen nach Gestationsdiabetes intensiv zu Lebensstiländerung geschult mit kalorienreduzierter Kost und 150 Minuten Bewegung pro Woche (J Clin Endocrin Metab 93, 2008, 4774). Ergebnis: Fünf Frauen mussten geschult werden, um in drei Jahren einen Typ-2-Diabetes zu verhindern. (mut/eis)

Mehr zum Thema

Im Vorfeld des Deutschen Diabetes Kongresses

Fachgesellschaft: Diabetologie muss bei Klinikreform mitgedacht werden

„Bedrohliche Pflegeplatzlücke“

Pflegeverband sorgt sich um die Versorgung in Altenheimen

Kardiorenaler Schutz bei Typ-2-Diabetes mit chronischer Nierenerkrankung

Frühe Diagnostik und leitliniengerechte Risikosenkung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Nach Koronararterien-Bypass-Operation

Studie: Weniger postoperatives Delir durch kognitives Training

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen