Adipöse Typ-1-Diabetiker

Nach Magen-Op viel weniger Insulin nötig

Eine Magen-Operation bringt vielen extrem dicken Typ-2-Diabetikern "Heilung" - jetzt zeigt eine Analyse: Ein solcher Eingriff nützt auch Typ-1-Diabetikern. Ihr Insulin-Verbrauch sank drastisch.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Übergewichtiger Patient: Ein Übermaß an innerem Bauchfett steigert das Risiko, an Diabetes zu erkranken.

Übergewichtiger Patient: Ein Übermaß an innerem Bauchfett steigert das Risiko, an Diabetes zu erkranken.

© Tatomm / fotolia.com

LONDON. Adipositas-Chirurgie wird bei stark übergewichtigen Typ-2-Diabetes immer häufiger eingesetzt. Es lassen sich damit nämlich bessere Therapieerfolge erzielen als mit einer medikamentösen Therapie. Oftmals bringt eine Op "Heilung".

Zu bariatrischer Chirurgie als Therapie-Option bei adipösen Patienten mit Typ-1-Diabetes gibt aber nur wenige Studien (NEJM 2014; (370): 2002).

Die Zahl der Neuerkrankungen an Typ-1-Diabetes steigt jährlich um 80.000 Fälle weltweit, neue Therapieansätze sind daher gefragt, wie Forscher um Dr. Hutan Ashrafian vom Imperial College in London berichten.

Sie analysierten deshalb in einer Meta-Studie 27 nicht-randomisierte und retrospektive Studien mit insgesamt 142 adipösen Typ-1-Diabetikern, die sich einer bariatrischen Chirurgie unterzogen hatten (Obesity Surgery 2015; published online 22. Dezember).

Primäre Endpunkte der Analyse waren die Auswirkungen der Op auf HbA1c-Wert, Insulin-Verbrauch und BMI. Sekundäre Endpunkte waren Blutdruckwerte und Triglycerid- und Cholesterin-Werte.

Insulin-Verbrauch drastisch reduziert

Tatsächlich ergab sich bei den adipösen Patienten mit einem Typ-1-Diabetes nach einer bariatrischen Chirurgie eine Verbesserung des Krankheitsbildes. So habe sich der Insulin-Verbrauch nach der Operation innerhalb einer Subgruppe um fast 49 Einheiten drastisch reduziert.

Auch der durchschnittliche BMI einer gepoolten Patientengruppe sei um 11 kg / m2 gesunken. Die Auswirkungen auf den HbA1c-Wert waren mit einer Verringerung um 0,9 Prozent zwar moderat, aber ebenfalls signifikant. Auch die systolischen und diastolischen Blutdruckwerte seien nach der Operation signifikant gesunken, die HDL-Werte gestiegen.

Ashrafian und seine Kollegen widersprechen mit ihrer Analyse der Meinung, bei Typ-1-Diabetes handele es sich um eine reine Autoimmunerkrankung, bei der nur die insulinproduzierenden ß-Zellen des Pankreas irreversibel geschädigt wurden.

Ein doppelter Diabetes?

Sie vermuten vielmehr, dass einige der Patienten, die im Kindesalter an Typ-1-Diabetes erkrankten, im Laufe ihres Lebens zusätzlich einen Typ-2-Diabetes entwickeln und daher als Erwachsene an einer Art doppeltem Diabetes leiden. Eine bariatrische Chirurgie könne dann allein die Symptome der Typ-2-Diabetes reduzieren.

Allerdings geben die Wissenschaftler zu bedenken, dass die analysierten Daten sehr heterogen waren und aus diesem Grund einzelne Subgruppen untersucht wurden.

Auch seien in vielen Studien keine Daten über Nebenwirkungen erhoben worden. Weitere Studien seien nötig, um das Risiko der Operation tatsächlich abschätzen zu können.

Mehr zum Thema

Große Metaanalyse

Leicht gesteigertes Diabetesrisiko unter Statintherapie

Stoffwechselstörung als Risikofaktor

Mehr Klinikeinweisungen wegen Herpes Zoster bei Diabetes

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle