Kopfschuppen - ein Symptom, aber viele Krankheiten

NEU-ISENBURG (acr). Jeder Fünfte hat Schuppen. Auslöser sind banale Ursachen wie ein zu heiß eingestellter Fön oder zu häufiges Haarewaschen. Auch ernste Gründe wie Infektionen der Kopfhaut oder seelischer Streß lösen Juckreiz und Überempfindlichkeit aus. Was kann den Patienten geraten werden?

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Gegen Schuppen helfen meistens Shampoos mit antimikrobiellen Wirkstoffen wie Selendisulfid oder Ketoconazol, berichtet Privatdozent Ralph Trüeb vom Universitäts-Spital in Zürich (hautnah dermatologie 3, 2005, 124).

Unerwünschte mikrobielle Besiedler des Haarbodens lösen bei Kindern Kopfhautmykosen aus oder bei Jugendlichen Staphylodermien. Mit Oberflächenanästhetika mildert man Juckreiz, dazu eignen sich Menthol oder Weinessigwasser. Quälen den Patienten juckende Hautknötchen sehr, kann man Triamcinolonacetonid in die erkrankten Hautbereiche injizieren.

Oft verursachen Psoriasis oder Ekzeme einen gereizten Haarboden. Bei Ekzemen reagiert die Kopfhaut mit Entzündungssymptomen auf Reizstoffe. Welche genau, stellt man mit Epikutan- oder Pricktests fest. Seborrhoische Ekzeme sind häufig; hier kommen Keime bevorzugt auch am behaarten Kopf vor. Seltener sind Autoimmundermatosen oder pustulös-follikuläre Erkrankungen, die man mit Immunfluoreszenz ermittelt.

Bevor wirksame Substanzen lokal verwendet werden, entschuppt man die Kopfhaut mit Salicylsäure. Dann hemmen Substanzen wie Steinkohleteer die gesteigerte Produktion verhornender Zellen. Kolloidaler Schwefel löst Zellaggregate auf.

Kortikoidhaltige Cremes helfen bei Ekzemen oder Psoriasis. Wenn systemisch, sollten Kortikoide nur kurzfristig und selten verwendet werden. Auch Antihistaminika bieten sich an.

Allgemeines Jucken tritt außerdem als sekundäres Symptom auf: Bei Diabetes mellitus, Eisenmangel und Cholestase. Kribbelt es im Nacken oder hinter den Ohren? Dann krabbeln Läuse.

Klagt ein Patient jedoch über Kopfhautbrennen, können psychische Störungen vorliegen. Das Spektrum reicht dabei von Depressionen über Neurosen bis zu Ängsten. Der behaarte Kopf wird dann Ausdruck einer psychischen Dauerspannung. Es empfiehlt sich, dann auch einen Psychotherapeuten hinzu zu ziehen. Antihistaminika, mit sedativem Effekt wie Hydroxyzin, sind eine pharmakologische Option. Auch Doxepin, ein Juckreiz linderndes Antidepressivum, kann indiziert sein.

Kopfschuppen kommen vor allem ab der Pubertät vor, denn nun produziert die Kopfhaut mehr Talg. Ab 30 Jahren nimmt die Talgproduktion ab. Das schränkt das Nahrungsangebot für den Pilz Pityrosporum ovale ein, der die Kopfhaut bewohnt.

Der Pilz setzt Verdauungsenzyme und angedaute Fette frei, die die Kopfhaut reizen. Es fängt an zu jucken, der Patient kratzt sich - und reizt die Kopfhaut noch mehr. Die nun verstärkt gebildeten Zellen rieseln später als Schuppen auf die Schultern.

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