Rotwein - auch ein Sonnenschutz für die Haut

Für Kardiologen ist Rotwein gut fürs Herz, für Onkologen mindert er das Lungenkrebsrisiko. Nun haben auch Dermatologen diese Polyphenolquelle für sich entdeckt.

Von Angela Speth Veröffentlicht:
Zumindest beim Karneval in Rio nützt Feiern mit Rotwein der Haut: durch den - wenn auch kleinen - Lichtschutz. © [M] Innocent, Elena Schweitzer / fotolia.com

Zumindest beim Karneval in Rio nützt Feiern mit Rotwein der Haut: durch den - wenn auch kleinen - Lichtschutz. © [M] Innocent, Elena Schweitzer / fotolia.com

© [M] Innocent, Elena Schweitzer / fotolia.com

TÜBINGEN. Falls an feucht-fröhlichen Festen die Sonne scheint, können Rotwein-Freunde den Genuss ihres Lieblingsgetränks mit medizinischen Gründen rechtfertigen: Einer Studie zufolge verleiht es nämlich einen gewissen Schutz vor Hautschäden durch UV-Licht.

Voraussetzung ist allerdings, dass der Rotwein genügend Polyphenole enthält. Für grünen und schwarzen Tee sowie Weintrauben, die ebenfalls reich an diesen Antioxidantien sind, lagen bereits Hinweise vor, dass sie UV-induzierte Erytheme mildern, die Karzinogenese und Metastasierung von Melanomen und Plattenepithelkarzinomen hemmen, erläutert Professor Matthias Möhrle in seiner Publikation (JDDG 7, 2009, 29).

Weiterhin legitimiert der Dermatologe von der Universitäts-Hautklinik Tübingen seine Untersuchung durch das Paradox, dass in Mittelmeerländern die UV-Exposition höher, die Melanom-Inzidenz aber niedriger ist als in nördlichen Breiten. Abgesehen von der stärkeren Hautpigmentierung der mediterranen Bevölkerung und unterschiedlichen Lebensgewohnheiten (Siesta) könne dabei auch die Ernährung, gerade der Konsum von Rotwein, bedeutsam sein.

An der Studie, die Professor Thomas Schwarz aus Kiel beim Derma Update in Düsseldorf vorgestellt hat, nahmen 15 Ärzte einer dermatologischen Station teil. Die Prüfweine waren ein deutscher Spätburgunder mit rund 1600  mg/l Polyphenol und zwei französische Chateauneuf-du-Pape mit 2050 und 2100 mg/l. Für den lokalen Test bekamen die Probanden Okklusivverbände, getränkt mit je 5 ml Rotwein, für 20 Minuten auf den Rücken geklebt, für den systemischen Test tranken sie innerhalb von 40 Minuten 6 ml/kg Körpergewicht Rotwein. Nach 24 Stunden bestimmten die Wissenschaftler die niedrigste UVB-Dosis, die gerade noch ein scharf umgrenztes Erythem auslöste (MED, minimal erythema dose).

Für die topische Applikation ergab sich kein erhöhter MED-Wert und damit kein wesentlicher Lichtschutz, ebensowenig für den deutschen Spätburgunder, der am wenigsten Polyphenole enthielt. Einer der französischen Weine lag an der Grenze zur statistischen Signifikanz, der andere eindeutig darüber. Ihr Sonnenschutzfaktor entspricht nach Aussage von Möhrle etwa einem Wert von 1. "Ein Beitrag zu Karneval", so der Kommentar von Schwarz. Allerdings, schränkte er ein, sei die systemische Anwendung eines halben Liters Rotwein zwar vielen, aber nicht allen zumutbar. Zusätzlich sei zu befürchten, dass der geringe positive Effekt durch Kollateralschäden vor allem im Straßenverkehr kompensiert werde.

Mehr zum Thema

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)

Rote-Hand-Brief zu oralen Retinoiden

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vor dem Ärztetag in Mainz

Landesärztekammer-Präsident Matheis: „Es wird am Sachverstand vorbei regiert!“

Lesetipps
Mensch tippt auf Tastatur.

© Mikhail Tolstoy / stock.adobe.com

Liste veröffentlicht

Endlich: Zi zeigt, mit welchen PVS Praxen zufrieden sind

Der Hefepilz Candida auris in einer Petrischale

© Nicolas Armer / dpa / picture alliance

Krankmachender Pilz

Candida auris wird immer öfter nachgewiesen