Bei Kontaktallergenen liegt Nickel immer noch an der Spitze

Im Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) werden unter anderem Daten zu Kontaktallergien gesammelt. Von 2007 bis 2009 wurden dafür über 34.000 Patienten epikutan getestet.

Dr. Marlinde LehmannVon Dr. Marlinde Lehmann Veröffentlicht:
Trotz EU-Nickelverordnung werden die Grenzwerte im Modeschmuck häufig überschritten.

Trotz EU-Nickelverordnung werden die Grenzwerte im Modeschmuck häufig überschritten.

© Jan Beck / fotolia.com

GÖTTINGEN. Nickel ist nach wie vor das mit Abstand häufigste Kontaktallergen in Mitteleuropa. Frauen sind wesentlich häufiger sensibilisiert als Männer. Das haben Analysen der Daten des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) der Jahre 2007 bis 2009 ergeben.

Insgesamt wurden in diesem Zeitraum in den am IVDK beteiligten dermatologischen Abteilungen über 34  000 Patienten epikutan getestet, berichten Kollegen um Privatdozent Dr. Johannes Geier von der Uni Göttingen.

Trotz aller Bemühungen, die Nickelexposition durch Modeschmuck zu reduzieren, sei Nickel nach wie vor das mit Abstand häufigste Kontaktallergen in Mitteleuropa.

Die Sensibilisierungsquote sei dabei im Jahre 2009 signifikant niedriger gewesen als in den zwei Jahren zuvor (2007 und 2008: 17,3 und 17,1 Prozent; 2009: 15,2 Prozent).

Dies könne eventuell mit der Absenkung der Höchstgrenze für die Freisetzung aus Piercing-Materialien in einer EU-Verordnung von 2006 zusammenhängen, so Geier und seine Kollegen.

Es bleibe abzuwarten, ob sich dieser Rückgang weiter fortsetzt. Insgesamt waren 20 Prozent der untersuchten Frauen gegen Nickel sensibilisiert, bei den untersuchten Männern waren es jedoch nur fünf Prozent.

In der Subgruppe der Frauen im Alter unter 30 Jahren sei zwar nach dem Inkrafttreten der EU-Nickeldirektive 1994 im IVDK der Anteil der gegen Nickel sensibilisierten Frauen von 36 Prozent (1994) auf 26 Prozent (2001) gesunken. Seither sei die Sensibilisierungsquote in dieser Gruppe von Patientinnen aber konstant bei über 20 Prozent geblieben.

Für Geier und seine Kollegen spricht dies eher für einen Misserfolg der Nickelverordnung. Eine Analyse von 602 Schmuckteilen habe ergeben, dass bis zu 17 Prozent der Materialien mit längerem Hautkontakt wie Schnallen und 28 Prozent der Piercing-Materialien die jeweils von der aktuellen EU-Nickelverordnung vorgegebenen Grenzwerte überschritten, berichten die Kollegen.

Ein weiteres Ergebnis der IVDK-Analyse: Nachdem seit einigen Jahren auch in Deutschland effektive Maßnahmen zur Senkung des Chromatgehaltes in Zement eingeführt und umgesetzt wurden, sei die Quote der Neu-Sensibilisierungen gegen Dichromat bei Maurern und Angehörigen verwandter Berufe signifikant zurückgegangen, so Geier und seine Kollegen (2007: 6,1 Prozent; 2008: 4,9 Prozent; 2009: 3,3 Prozent).

Aus Dänemark, wo entsprechende Regelungen seit über 20 Jahren bestehen, werde berichtet, dass nunmehr Lederprodukte, vor allem Schuhe, die wichtigste Allergenquelle bei der Chromatsensibilisierung sind.

In den IVDK-Daten habe die Quote der Chromatsensibilisierung bei Patienten, die wegen eines Fußekzems oder einer Schuh-Unverträglichkeit getestet wurden, bei 12,8 Prozent gelegen und sei damit 2,8-mal so hoch gewesen wie bei anderen Patienten.

Die komplette Analyse des IVDK "Die häufigsten Kontaktallergene der Jahre 2007 bis 2009" wird in der März-Ausgabe der Zeitschrift "Allergo Journal" veröffentlicht, auch online: www.allergo-journal.de

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert