Ein dicker Bauch ist ein endokrines Organ, das Herz und Kreislauf stört

ORLANDO (ner). Ein dicker Bauch ist nicht nur ein Speicher von (überflüssiger) Energie. Er ist auch ein endokrines Organ, welches - wird der Bauch zu groß - eine gefährliche Eigendynamik entwickelt. Das damit einhergehende kardiovaskuläre Risiko kann mit einem einfachen Hilfsmittel eingeschätzt werden: einem Maßband.

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Viszerales Fett gilt als wichtiger metabolischer und kardiovaskulärer Risikofaktor. Die Messung des Taillenumfangs ist daher eine einfache Methode zur Einschätzung dieses Risikos und ein besserer Parameter als der Body Mass Index (BMI). Das betonte Professor Arya M. Sharma von der McMaster Universität in Ontario, Kanada, beim Kongreß des American College of Cardiology (ACC) in Orlando, Florida. Betrage der Taillenumfang bei Männern mehr als 102 cm und bei Frauen mehr als 88 cm, sei in Verbindung mit einem BMI von mehr als 30 kg / m2 das kardiovaskuläres Risiko sehr hoch, so Sharma bei einer Veranstaltung des Unternehmens Sanofi-Aventis.

Sharma erinnerte daran, daß intraabdominales, also viszerales Fett, metabolisch aktiver ist als anderes Körperfett und aus großen, Insulin-resistenten Adipozyten besteht. Diese Fettzellen weisen zudem eine vergleichsweise höhere Dichte adrenerger Rezeptoren auf. Die Lipolyse ist hoch-, die Antilipolyse herunterreguliert. Daraus resultiert eine vermehrte Zirkulation nicht veresterter Fettsäuren im Blut, was zur kardiovaskulären Morbidität beiträgt. Zugleich produzieren die Fettzellen Hormone, Peptide und kleine Moleküle, die in kardiovaskuläre Regulationsmechanismen eingreifen.

Sharma verdeutlichte die Bedeutung des viszeralen Fetts am Beispiel eines Patienten, dem das viszerale Fett operativ entfernt worden war. Daraufhin hätten sich die metabolischen Parameter verbessert. Der belgische Endokrinologe Professor Luc Van Gaal zeigte MRT-Aufnahmen zweier Frauen mit einem BMI von 35 kg / m2. Eine Frau hatte sehr schlechte metabolische Parameter, die andere normale Blutfett- und Blutdruck-Werte sowie eine normale Glukosetoleranz. Die Ursache: Die Fettverteilung war bei den beiden Frauen grundverschieden: eine Frau hatte vor allem viszerales Fett, die andere hauptsächlich subkutanes.

Van Gaal und Sharma sprachen sich für eine vermehrte Erfassung adipöser Menschen aus. Die Messung des Taillenumfanges sei ein valider und einfacher Parameter.

Wie richtig gemessen wird, beschreibt Professor Louis Aronne aus New York, der Präsident der nordamerikanischen Vereinigung zum Studium der Fettleibigkeit. Zunächst markiert man mit einem Filzstift Beckenkamm und Rippenbogen auf der Haut. Genau in der Mitte zwischen beiden Markierungen wird der Taillenumfang gemessen.

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