Sport bei Herzklappenfehlern? Kommt ganz darauf an!

Für Patienten mit Herzklappenerkrankungen oder Herzklappenersatz ist eine generelle Empfehlung zum Sport kaum zu geben. Ob Sport und welcher hängt immer von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Und bei den Sportarten sind dynamische und statische Belastungen zu berücksichtigen.

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Welchen Patienten mit Herzklappenerkrankungen oder -ersatz ist verstärkte körperliche Aktivität erlaubt? Eine generelle Antwort gibt es hier nicht! Ob und welcher Sport geeignet ist, hängt von Art und Schwere der Erkrankung ab. Bei leichten Aorten- oder Mitralklappenerkrankungen ist jede Art von Sport erlaubt, vorausgesetzt, die Herzkammern arbeiten normal und es treten keine Herzrhythmusstörungen auf.

Bei schweren Formen von Aorten- oder Mitralklappenerkrankungen arbeitet das Herz ohnehin schon unter Belastungsbedingungen auch in Ruhe. Hier wird die körperliche Aktivität meist von selbst begrenzt, weil größere Belastungen Beschwerden auslösen.

Es gibt jedoch Patienten mit schwerer Aortenklappenstenose oder auch chronischer, schwerer Mitralklappeninsuffizienz, bei denen die Beschwerden so gering sind, daß auch stärkere Belastungen subjektiv gut vertragen werden. Diesen Patienten wird abgeraten zu trainieren.

Bei mittelgradigen Klappenerkrankungen klärt eine kardiologische Untersuchung des Herzens, auch zur Funktionsfähigkeit, wie ein Patient sich belasten darf.

Tips dazu, was man Klappenpatienten raten kann, geben Dr. Christa Bongarth und Professor Martin Halle von der TU München in einer Broschüre der Deutschen Herzstiftung.

Stenose der Aortenklappe?

Ist die Aortenklappe leicht verengt und haben die Patienten deswegen keine Beschwerden, ist die Kammerfunktion normal und das Belastungs-EKG ist unauffällig - dann kann den Patienten nach Angaben der Kardiologen Sport noch uneingeschränkt erlaubt werden.

Ist die Stenose mittelgradig und bestehen keine Beschwerden oder Funktionsstörungen des Herzens, dürfen die Patienten nur Sportarten mit niedriger statischer und dynamischer Belastung ausüben. Geeignet können nach der Zusammenstellung der Kardiologen dann etwa Golf, Tai Chi oder Walking sein. Patienten mit schweren Aortenklappenstenosen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit des Herzens müssen auf Training verzichten.

Was gilt bei Insuffizienz der Aortenklappe?

Bei einer leichten bis mittelgradigen Aortenklappeninsuffizienz ohne Veränderungen der linken Herzkammer, ohne Beschwerden und ohne auffälliges Belastungs-EKG kann uneingeschränkt Sport getrieben werden.

Anders ist es, wenn die linke Herzkammer bereits erweitert, ihre Funktion aber noch normal ist. Dann sollte auf Sportarten mit hoher statischer Belastung verzichtet werden, etwa auf Eisschnellauf und Mountainbiking. Möglich sind etwa Aerobic und Straßenradfahren.

Gibt es im Belastungs-EKG Auffälligkeiten oder liegen Herzrhythmusstörungen oder andere Beschwerden vor, sollten auch bei geringgradiger Insuffizienz allenfalls Belastungen mit niedriger Intensität erreicht werden. Die körperlichen Aktivitäten beschränken sich dann zum Beispiel auf Walking oder Golf.

Bei schwerer Aortenklappeninsuffizienz und der Notwendigkeit einer Klappenoperation sollte körperliche Anstrengung vermieden werden.

Was ist bei Mitralstenose zu empfehlen?

Patienten mit leichter Mitralstenose und regelmäßigem Herzrhythmus dürfen sich ohne Einschränkung belasten. Bei Vorhofflimmern oder mittelgradiger Mitralstenose allerdings sollten körperliche Belastungen nur einen mittelgradigen statischen und dynamischen Belastungsgrad haben (S2/D2 in der Tabelle auf dieser Seite).

Hier sind dann etwa Leichtathletik-Sprint und -sprung oder Volleyball möglich. Ist der Druck im Lungenkreislauf erhöht, bleiben nur Belastungen mit niedriger Intensität.

Müssen wegen Vorhofflimmerns blutverdünnende Mittel wie Phenprocoumon eingenommen werden, sollten Sportarten ohne besonders erhöhte Verletzungsgefahr gewählt werden.

Ist die Mitralstenose schwer oder der Druck im Lungenkreislauf deutlich erhöht, ist Sport nicht erlaubt.

Was gilt bei geringer Mitralinsuffizienz?

Patienten mit geringer Mitralinsuffizienz, normaler Größe und Leistungsfähigkeit der linken Herzkammer und regelmäßigem Herzrhythmus sind bei ihren sportlichen Aktivitäten nicht eingeschränkt. Ist die linke Herzkammer leicht vergrößert, pumpt aber noch normal, können Sportarten bis zu einer mittleren statischen und dynamischen Belastung gemacht werden. Dazu gehören etwa Leichtathletik-Sprint/Sprung, Tanzsport und Volleyball.

Patienten mit einer höhergradigen Mitralinsuffizienz oder einer vergrößerten linken Herzkammer mit gestörter Funktion ist von körperlicher Belastung abzuraten.

Was ist bei kombinierten Klappenfehlern zu empfehlen?

Für Patienten mit einem kombinierten Klappenfehler, einer gleichzeitigen Mitralklappenstenose und -insuffizienz, kann schon bei einer leichten Ausprägung der Veränderungen die Belastungsfähigkeit stark eingeschränkt sein.

Bei solchen Patienten ist besondere Vorsicht bei körperlichen Betätigungen geboten, und es sind nur individuelle Empfehlungen für die Patienten möglich. (Rö)

Die Broschüre "Herzklappenerkrankungen heute" der Deutschen Herzstiftung ist gegen 2,20 Euro in Briefmarken anzufordern bei: Deutsche Herzstiftung e.V., Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt am Main.



Tips für Bewegung nach einer Herzklappenoperation

Nach einer Herzklappenoperation ist für die Entscheidung über körperliche Aktivitäten eines Patienten wichtig, wie die Leistungsfähigkeit und die Druckverhältnisse im Lungenkreislauf vor der Operation waren und wieviel durch die Operation tatsächlich verbessert worden ist.

Ist durch die Klappenoperation die Klappenfunktion wiederhergestellt, die Kammerfunktion normal und die Patienten haben keine Beschwerden, können ihnen leichte bis mittlere dynamische und statische Belastungen erlaubt werden.

Bei Patienten mit mechanischen Herzklappen ist eine lebenslange Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten notwendig. Sportliche Aktivitäten mit erhöhter Verletzungs- oder Unfallgefahr sollten solche Patienten daher auf alle Fälle meiden.

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