Patienten mit Glaukom müssen regelmäßig den Blutdruck messen

HAMBURG (nie). Nicht nur ein erhöhter Augeninnendruck, sondern auch eine gestörte Mikrozirkulation im Auge kann Einfluß auf die Entstehung sowie auf die Progression einer Glaukom-Erkrankung haben. Das muß bei der Behandlung berücksichtigt werden, wie Professor Leopold Schmetterer von der Medizinischen Universität in Wien auf dem Hamburger Glaukomtag gefordert.

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"Zur Verhinderung eines Glaukoms reicht es nicht aus, den intraokularen Druck (IOP, Intra-Ocular-Pressure) zu senken, sondern es müssen auch die Perfusionsfaktoren untersucht werden", sagte Schmetterer auf der internationalen Tagung, die von dem Unternehmen Chibret unterstützt wurde.

Zu niedrige Blutdruckwerte treten vor allem nachts auf

Bei japanischen Teilnehmern einer Studie wurde zum Beispiel festgestellt, daß mit dem Altern zwar der IOP der Teilnehmer sank. Die Gefahr einer Glaukombildung war aber bei ihnen genauso groß wie bei europäischen Patienten, bei denen der IOP im Alter tendenziell zunimmt.

    Blutdruckwerte um 120/80 mmHg bei Glaukom-Patienten sind optimal.
   

Mehrere Studien aus den vergangenen Jahren lieferten zudem Hinweise, daß ein niedriger Blutdruck die Entwicklung eines Glaukoms begünstigen kann, sagte Schmetterer. Auch bei der glaukombedingten Einschränkung des Gesichtsfeldes können außer dem erhöhten IOP eine durch niedrigen Blutdruck verursachte reduzierte Blutflußgeschwindigkeit im Auge von Bedeutung sein.

Ärzte sollten deshalb Glaukom-Patienten anhalten, regelmäßig den Blutdruck zu messen, riet Professor Carl Erb von der Rostocker Augen-Universitätsklinik. "Zu niedrige Blutdruckwerte, die vor allem nachts eintreten, können Glaukome fördern, auch wenn der Augeninnendruck vernünftig eingestellt ist", sagte Erb.

Blutdruckwerte von 120/80 mmHg seien optimal. Was den Augeninnendruck betrifft, so werden Druckwerte zwischen 10 und 21 mmHg als normal eingestuft.

Als wichtiger Risikofaktor für die Bildung und für das Fortschreiten des Glaukoms wurden auf der Hamburger Tagung auch mehrfach zu große IOP-Tagesschwankungen genannt. "In der Diagnostik und bei der Therapiekontrolle sollte deshalb der Augeninnendruck mehrmals am Tag gemessen und eine Tagesdruckkurve erstellt werden", sagte Professor Panagiotis Papapanos aus Korinthos in Griechenland. Beim primären Offenwinkel-Glaukom etwa gebe es häufig Schwankungen des IOP von über 5 mmHg im Verlauf eines Tages.

Daher sollte die Wirksamkeit von Medikamenten in einer Tagesdruckkurve festgehalten werden, um ihre Effektivität bei dem jeweiligen Patienten überprüfen zu können, empfiehlt Papapanos. Er hat in einer Studie geprüft, wie gut sich der Augeninnendruck mit den Augentropfen Cosopt®, die als Wirkstoffe Dorzolamid und Timolol enthalten, und mit dem Wirkstoff Latanoprost über 24 Stunden regulieren läßt.

Ergebnis: Beide Präparate unterscheiden sich nicht wesentlich in der Augeninnendruck-senkenden Wirkung am Tage. In den Abend- und Nachtstunden war das Kombipräparat jedoch effektiver.

Ein Glaukom ist nach Angaben von Erb meist multifaktoriell bedingt. Außer genetischen Voraussetzungen und mechanischen Belastungen könne etwa auch eine durch Diabetes mellitus oder erhöhte Cholesterinspiegel verursachte Atherosklerose die Enstehtung eines Glaukoms begünstigen.

Ein weiterer Risikofaktor ist die altersbedingte Plaque-Bildung im trabekulären Maschenwerk in den Augen. Dadurch kann das Augenkammerwasser nicht mehr ungestört abfließen, was zur Erhöhung des Augeninnendrucks führt. Bei Fortschreiten der Erkrankung wird der Sehnerv nach und nach gequetscht. Und dadurch kommt es zu einer Papillen-Exkavation mit Gesichtsfeldeinschränkung.

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