Hirntoddiagnostik: Studien gefordert

BOSTON (nsi). Die American Academy of Neurology (AAN) mahnt jetzt dringend prospektive, kontrollierte Studien zur Prüfung der Hirntoddiagnostik an - im Rahmen des Möglichen.

Veröffentlicht:

Die AAN ist in den USA verantwortlich für die Feststellung des wissenschaftlichen Standards und damit den Bestimmungen der Hirntoddiagnostik, "Viele Details der klinischen Untersuchungen, die für die Hirntoddiagnostik Standard sind, können nicht den Kriterien einer evidenzbasierten Medizin entsprechen", schreibt das für Qualitätsstandards zuständige Subkomitee der AAN in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Neurology" (2010; 74: 1911). Die Protokolle zur Feststellung des Hirntodes seien eine Richtschnur, basierend auf Expertenmeinungen, aber nicht auf Evidenz im engeren wissenschaftlichen Sinne, wie eine systematische Suche nach entsprechender internationaler wissenschaftlicher Literatur aus den Jahren 1996 bis 2009 in Medline ergeben habe.

Zwar gehe aus keiner Publikation in diesem Zeitraum hervor, dass sich bei einem hirntoten Menschen nach einer den AAN-Kriterien entsprechenden abgeschlossenen Diagnostik die als erloschen befundeten neurologischen Funktionen zurückgekehrt seien. Gleichwohl gebe es keine systematischen Untersuchungen zur Frage, wie lang die Beobachtungszeiten mindestens sein müssten, um eine Irreversibilität des Verlusts der Hirnfunktion sicherzustellen. Wichtig wäre nach Ansicht der AAN darüber hinaus, die Zuverlässigkeit der verschiedenen Methoden zum Apnoe-Test zu vergleichen. Das gelte auch für neuere Verfahren, die als Zusatzdiagnostik verwendet werden. Die Sensitivität der Magnetresonanzangiografie etwa zum Nachweis einer fehlenden zerebralen Zirkulation sei zwar in Studien an klinisch Hirntoten mit 100 Prozent angegeben, es fehlten aber in den Studien Kontrollgruppen von komatösen, klinisch nicht-hirntoten Patienten, um die Rate der falsch-positiven Befunde zu bestimmen. In Deutschland gehören das Null-Linien-EEG zum Ausschluss hirnelektrischer Aktivität und die transkranielle Dopplersonografie für die Untersuchung auf zerebrale Zirkulation zu den häufigsten Zusatzuntersuchungen. Das Null-Linien-EEG ist aber anfällig für Störungen aus der Umgebung, die Befunde der Dopplersonografie gelten als Untersucher-abhängig. Diskutiert wird in Deutschland, ob eine Angiografie wieder eingeführt werden sollte.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Wie sicher ist die derzeitige Diagnostik des Hirntodes?

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Studie mit Placebogruppe

Fischölkapseln senken wohl kardiovaskuläres Risiko unter Dialyse

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf di

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Dapagliflozin bei chronischer Nierenkrankheit (CKD):

Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf die Wirksamkeit

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Dr. Hans-Jürgen Schrörs

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Welche Studien helfen im Umgang mit impfbesorgten Eltern?