Public Viewing bei Gluthitze: viel Wasser, Sonnenschutz - kein Alkohol!

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In den kommenden Tagen sollen die Temperaturen regional auf bis zu 36° C steigen. Überall in Deutschland rüsten sich die Notaufnahmen für das Viertelfinale der Fußball-WM am Samstag. Die Kombination aus Hitze und Alkohol könnte dabei eine unheilvolle Wirkung entfalten.

Von Wolfgang Geissel

Abkühlen und viel Wasser trinken beugen einem Kreislaufkollaps und anderen Gesundheitsstörungen durch große Hitze vor.

Abkühlen und viel Wasser trinken beugen einem Kreislaufkollaps und anderen Gesundheitsstörungen durch große Hitze vor.

© cynoclub / Fotolia.com

Typische klinische Symptome bei Hitze sind Muskelkrämpfe besonders der Beine oder ein Kreislaufkollaps, bei dem es meist ausreicht, Betroffene aus der Hitze zu entfernen. Direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf kann zu einem Sonnenstich mit neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen und Somnolenz durch ein lokales Hirnödem führen.

Als Gegenmaßnahmen empfehlen Notfallmediziner Kopfbedeckungen und wenig direkten Sonnenkontakt sowie Mäßigung beim Alkoholkonsum und viel Wasser. Hinzukommt, dass sich bei Hitze Herzerkrankungen verschlimmern können. Nach den Erfahrungen der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme e.V. (DGINA) treten an heißen Tagen zum Beispiel sehr viele Fälle von Vorhofflimmern auf.

Übersteigt bei großer Hitze die Außentemperatur die des Körpers, ist Schwitzen die einzige Möglichkeit Wärme abzugeben. Genau hier haben vor allem alte Menschen Probleme, besonders solche, die krank sind. Denn aufgrund altersphysiologischer Veränderungen - zum Beispiel weniger ekkriner Drüsen, Funktionseinbußen der Schweißdrüsen, Abnahme sowohl des Gesamtkörperwassers um zehn Prozent als auch des Durstgefühls - wird die Wärmeregulation ebenso erschwert wie durch Polyneuropathie, Demenz, Schlaganfall und Immobilitätssyndrome.

Auch Medikamente, die eine Hypovolämie hervorrufen wie Diuretika, oder solche, die eine Hypohydrosis begünstigen wie anticholinerg wirkende Antidepressiva, Neuroleptika und Parkinsonmittel, könnten die Wärmeregulation stören. Darüber hinaus wird häufig zu wenig getrunken. Salz und Magnesium, die beim Schwitzen verloren gehen, müssen unbedingt ersetzt werden.

Lebensgefährlich ist der Hitzschlag, der bei großer Hitze auftreten kann. Beim Hitzschlag versagen - überwiegend bei alten Menschen - die Wärmeabgabe-Mechanismen. Diese Patienten bekommen hohes Fieber mit 40° bis 41° C, schwitzen kaum oder gar nicht, was sehr typisch ist. ZNS-Symptome mit Bewusstseinstrübung und Sopor verstärken den Zustand. Bei Hitzschlag sind viele Organe betroffen, denn fast der gesamte Stoffwechsel ist abhängig von der Temperatur des Körpers. Häufig kommt es zu renalen und hepatischen Symptomen, Proteinurie, Anstieg von Kreatinin und Transaminasen und zu Gerinnungsstörungen. Möglich sind zudem Muskelschädigungen bis hin zur Rhabdomyolyse.

Was hilft und manchmal sogar lebensrettend ist, sind die rasche Diagnose und die schnelle Kühlung. Dem Körper muss zuallererst Wärme entzogen werden, aber ohne Antipyretika. Ziel ist zunächst, die Temperatur auf moderate 39°C abzusenken. Dazu sollte ein Patient sofort entkleidet, in klimatisierte Räume gebracht und sein Körper mit Wasser befeuchtet werden. Notärzte legen den Fiebernden sogar Eisbeutel auf den Körper. Fiebersenkende Wirkung haben auch rektale Einläufe mit gekühltem Wasser. Die Abkühlung in einer Badewanne ist eine weitere Möglichkeit.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, sollten vor allem empfindliche Menschen in Hitzeperioden luftige Kleidung anziehen, ihre Trinkmenge um mindestens einen Liter steigern - wegen der Gefahr der hypotonen Hyperhydratation jedoch nicht allein mit Tee, sondern zum Ausgleich der Elektrolyte auch mit gekühltem, natriumhaltigem Mineralwasser.

Alkohol und körperliche Anstrengungen, die die Wärmeproduktion des Körpers steigern, sind zu vermeiden.

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