Urlaubsrisiko gepanschter Alkohol

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Immer öfter machen Berichte von Methanolvergiftungen in Urlaubsregionen die Runde. Solche Skandale größeren Ausmaßes treten vor allem in Entwicklungsländern auf.

Von Privatdozent Tomas Jelinek

Im vergangenen November wurden in der Türkei zwei Männer zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten im Jahr 2009 Wodka, der mit Methanol verunreinigt gewesen war, verkauft und damit den Tod von drei deutschen Berufsschülern verursacht.

Im Juli 2011 starben zwei russische Touristinnen nach dem Konsum von gepanschtem Whisky in der Türkei an einer Methanolvergiftung, 20 weitere Urlauber mussten in Krankenhäusern behandelt werden.

Auch auf den Inseln Bali und Lombok in Indonesien sind in den vergangenen Monaten gehäuft Reisende durch gepanschten Alkohol erkrankt oder gestorben. So starb im vergangenen September auf Bali ein australischer Rugby-Spieler - vermutlich durch einen mit Methanol verunreinigten Arrak-Cocktail.

Methanolvergiftungen größeren Ausmaßes treten vor allem in Entwicklungsländern auf, wo es durch unsachgemäße Destillation oder durch Streckung von Spirituosen zu einer Verunreinigung von Getränken mit diesem hochgiftigen Alkohol kommt.

Tödlich ab 1 mg/kg KG

Methanol ist eine klare, farblose Flüssigkeit, die sich in Geruch und Geschmack nicht vom Trinkalkohol Ethanol unterscheiden lässt. Etwa 12 bis 24 Stunden nach der Aufnahme treten dosisabhängig zunächst Symptome auf, die einer Ethanolvergiftung ähneln: Enthemmung, Ataxie, Kopfschmerzen oder Übelkeit.

Im weiteren Verlauf kann es durch giftige Methanol-Metaboliten dann zu Bewusstseinstrübungen, Erblindung, irreparablen Leber- und Nierenschädigungen bis hin zum Herz- oder Atemstillstand kommen.

Die letale Dosis liegt bei etwa einem Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Unbehandelt endet die Vergiftung meist tödlich.

Eine rasche Therapie ist daher entscheidend. Die Behandlung besteht in der Regel in der Gabe von Ethanol oder Fomepizol, wodurch der Abbau des Methanols in die giftigen Metaboliten gehemmt wird.

Reisende sind daher besonders vor dem Genuss selbst gebrannter Spirituosen - nicht selten als örtliche Spezialität angeboten - und Alkoholika unklarer Herkunft im Ausland zu warnen.

Infos zur Reisemedizin: www.crm.de

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