Aortenaneurysma

Obst bannt die Gefahr

Obst ist gesund, das weiß jedes Kind. Neu ist jetzt: Wer viel Früchte isst, mindert die Gefahr eines Bauchaortenaneurysmas.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Aortenaneurysma (gelb) im axialen CT.

Aortenaneurysma (gelb) im axialen CT.

© BSIP / DOC-STOCK

STOCKHOLM. Das Bauchaortenaneurysma oder abdominale Aortenaneurysma (AAA) ist eine krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader unterhalb des Abgangs der Nierenarterien.

Männer sind davon weitaus häufiger betroffen als Frauen. Begünstigt wird die Entstehung eines Aneurysmas durch Atherosklerose, Rauchen und langjährigen Bluthochdruck.

Ob auch bestimmte Ernährungsgewohnheiten zu den Risikofaktoren zählen, ist bislang kaum untersucht worden. Allerdings mehren sich Hinweise darauf, dass ein Übermaß an reaktiven Sauerstoffverbindungen im Körper ("oxidativer Stress") auch von pathophysiologischer Bedeutung für die Entwicklung eines AAA ist.

Eine verstärkte Zufuhr von Antioxidanzien, die bekanntlich in Obst und Gemüse reichlich enthalten sind, könnte demzufolge den antioxidativen Schutz verstärken und so das AAA-Risiko mindern.

Eine schwedische Forschergruppe um Dr. Otto Stackelberg aus Stockholm hält eine solche Risikoreduktion durch vermehrten Obstverzehr für "biologisch plausibel". Gibt es dafür aber auch überzeugende Belege?

Stackelberg und seine Kollegen haben danach in einer prospektiven Bevölkerungsstudie gesucht (Circulation. 2013;128:795-802). Ihre Analyse stützt sich auf Daten von mehr als 80.000 Studienteilnehmern, bei denen 1997 mittels ausführlichem Fragebogen detaillierte Angaben zu individuellen Ernährungsgewohnheiten eingeholt worden waren.

Daraus berechneten die Forscher den durchschnittlichen täglichen Obst- und Gemüseverzehr. Je nach Menge an konsumiertem Obst und Gemüse wurden die Teilnehmer dann in vier Klassen (Quartile) eingeteilt.

Durch Verlinkung mit zwei Patientenregistern gelangten die Forscher an Daten zur Inzidenz von AAA in dieser Population.

Männer in über 80 Prozent der Fälle betroffen

Innerhalb von 13 Jahren wurde bei 1086 Personen ein AAA entdeckt, darunter 222 mit AAA-Ruptur. In über 80 Prozent der Fälle waren Männer betroffen.

Personen in der Klasse mit dem relativ höchsten Konsum von Obst hatten im Vergleich zur Klasse mit dem geringsten Verzehr ein um 25 Prozent niedrigeres Risiko für ein AAA. Das Risiko einer AAA-Ruptur war sogar relativ um 43 Prozent niedriger.

Wer zweimal am Tag Früchte aß, hatte im Vergleich zu Personen, die überhaupt kein Obst verzehrten, ein um 31 Prozent geringeres Risiko für ein nicht rupturiertes AAA. Das Risiko für ein rupturiertes AAA war in diesem Fall um 39 Prozent niedriger.

Beliebteste Früchte waren Äpfel und Birnen, gefolgt von Bananen und Orangen sowie anderen Zitrusfrüchten.

Eine Überraschung: Obwohl ebenfalls reich an Antioxidanzien, ergab sich für Gemüse keine signifikante Assoziation mit dem AAA-Risiko. Eine einleuchtende Erklärung für dieses unerwartete Ergebnis haben die Studienautoren nicht parat.

Ihre Vermutung: Möglicherweise ist das Spektrum der in Gemüse enthaltenen Antioxidanzien ein anderes als in Obst. So sei Obst reich an Flavonoiden wie Procyanidine, die im Gemüse kaum zu finden seien.

Das ändere aber nichts an der Tatsache, dass auch Gemüse unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden Ernährung ist, betonen die Autoren im gleichen Atemzug.

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