Brandbrief

Kaum Herzschrittmacher für Kinder mehr verfügbar

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BERLIN. Es fehlt zunehmend an kindgerechten Medizinprodukten und Arzneimitteln, berichtet der Forschungsverbund Kompetenznetz Angeborene Herzfehler und richtet sich mit einem Brandbrief an die Hersteller von Herzschrittmachern, Defibrillatoren, Herzkathetern und Arzneimitteln sowie an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Das Kompetenznetz ruft Verantwortliche in Politik und Wirtschaft daher auf, die adäquate Versorgung der Kinder durch eine gezielte Forschungsförderung und die Herstellung entsprechender Medizinprodukte und Medikamente zu gewährleisten.

Kinderkardiologen und Kinderherzchirurgen würden gezwungen, Medizinprodukte für Erwachsene einzusetzen, was für die Kinder ein hohes Gesundheitsrisiko darstelle.

Das Kompetenznetz berichtet, im April 2018 sei der sechs Monate alten Nelly aus Homburg am Universitätsklinikum des Saarlandes der kleinste Schrittmacher der Welt implantiert worden – den letzten der kindgerechten Schrittmacher, den die Pädiatrische Kardiologie auf Lager hatte: Der Medizingerätehersteller habe die Produktion des Gerätes eingestellt.

"Sämtliche Kinderherzzentren betroffen"

Kein Einzelfall, so Professor Hashim Abdul-Khaliq, Sprecher des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler. "Von solchen Entscheidungen sind bundesweit sämtliche Kinderherzzentren betroffen." Zwar sei der Einsatz eines Schrittmachers bei Früh- und Neugeborenen selten.

Im Bedarfsfall aber rette er Leben, wird Abdul-Khaliq in der Mitteilung des Kompetenznetzes zitiert.

Einen Lösungsansatz sehen Patientenverbände in entsprechenden politischen Rahmenbedingungen: "In der Arzneimittelforschung wurden im Bereich Kindermedikamente mit einer EU-Richtlinie Anreize und Sanktionen für die forschende Industrie eingeführt", wird Kai Rüenbrink, Sprecher des Aktionsbündnisses Angeborene Herzfehler der Deutschen Herzstiftung.

Für den Bereich der künstlichen Herzklappen, Stents, Katheter und anderer medizintechnischer Geräte sei eine solche Maßnahme ebenfalls dringend notwendig.

Kindgerechte Medizinprodukte sind nötig

Jedes hundertste Kind in Deutschland komme mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt, erinnert das Kompetenznetz. Fortschritte in Diagnostik und Therapie hätten seit den 1970er-Jahren dazu geführt, dass heute über neunzig Prozent der betroffenen Patienten das Erwachsenenalter erreichen.

Doch das Leben mit der chronischen Erkrankung erfordert eine kontinuierliche medizinische Betreuung. Viele offene Fragen zu den Ursachen angeborener Herzfehler sind zu klären, um die optimale Versorgung der Patienten gewährleisten zu können. Dazu zählt auch die Erforschung und Entwicklung kindgerechter Medizinprodukte. (eb)

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