Trotz Therapie bleibt der Blutdruck meist zu hoch

NEU-ISENBURG (Rö). Den morgigen Tag hat die Welt-Hypertonie-Liga zum internationalen Hypertonie-Tag ausgerufen. Auch in vielen Städten Deutschlands wird dann an Ständen in Städten der Blutdruck gemessen. Und Passanten werden über diesen bedeutenden Risikofaktor für Hirn, Herz und Nieren aufgeklärt.

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Die aktuellen Zahlen der Welt-Hypertonie-Liga belegen die Bedeutung der Hypertonie. Weltweit haben etwa 25 Prozent der Bevölkerung einen zu hohen Blutdruck. Dies sind 1,5 Milliarden Menschen. Viele wissen nichts von ihrer Gefährdung für Folgeerkrankungen.

Aber auch die Patienten, bei denen die Hypertonie bekannt ist, erreichen durch eine Therapie oft nicht Blutdruckwerte, bei denen die Gefährdung für Organschäden wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen ausreichend vermindert ist.

Weltweit ist nach Angaben der Welt-Hypertonie-Liga im besten Fall bei 30 Prozent der behandelten Hypertoniker der Blutdruck unter den Wert von 140 zu 90 mmHg gesenkt. In vielen Untersuchungen war das sogar nur bei zehn Prozent der Patienten der Fall.

Deutschland liegt bei guten Blutdruckwerten leider nicht an der Spitze, wie aktuelle Untersuchungen dazu belegen. So hat ein internationaler Vergleich zwischen Nordamerika und europäischen Ländern ergeben (JAMA 289, 2003, 2363), daß in Deutschland die Rate erhöhter Blutdruckwerte bei 35- bis 64jährigen von über 140 zu 90 mmHg mit 55 Prozent doppelt so hoch ist wie in den USA mit 29 Prozent.

Dies hat offenbar direkte Folgen für die Rate tödlicher Schlaganfälle. Sie ist mit 41 pro 100 000 Einwohner viel höher als in den USA und Kanada mit 28 pro 100 000 Einwohner. Daß es beim Thema Blutdruck in Deutschland noch Nachholbedarf gibt, hatte bereits unter anderen eine aktuelle große Studie in Hausarztpraxen belegt, die vergangenes Jahr in "European Journal of Clinical Pharmacology" (60, 2004, 135) veröffentlicht worden ist.

In der Studie Hypertension and Diabetes Risk Screening and Awareness waren, wie berichtet, über 45 000 Patienten untersucht worden, die an zwei Tagen in eine von 1900 Hausarztpraxen gekommen waren. Von ihnen waren 40 Prozent Hypertoniker.

84 Prozent von ihnen erhielten zwar eine medikamentöse blutdrucksenkende Therapie, aber bei 71 Prozent von ihnen lag der Blutdruck weiter über 140 zu 90 mmHg, war also nicht ausreichend gesenkt. Dabei zeigte sich auch, daß vor allem jüngere Patienten bis zu 40 Jahren mit 57 Prozent relativ selten medikamentös therapiert werden.

Trotz aller Bemühungen habe sich die Situation in den letzten 20 Jahren nicht grundsätzlich gebessert, hat vor wenigen Tagen zum "Tag gegen den Schlaganfall" Professor Thomas Unger von der Charite in Berlin gesagt.

Immer noch erreicht nach seinen Erfahrungen nur jeder zehnte behandelte Hypertoniker einen Blutdruck zu 140 zu 90 mmHg. Oft reiche eben ein Antihypertensivum nicht aus, und es würden zu wenige Kombinationen gegeben, so Unger.

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