Kaffeegenießer zwischen Skylla und Charybdis?

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Bleibt Kaffeetrinkern nur die Wahl zwischen Skylla und Charybdis? Glaubt man neuen Studiendaten von US-Forschern, dann stecken Liebhaber des schwarzen Muntermachers in der Zwickmühle zwischen Blutdruck- und Cholesterinerhöhung.

Ein Team um Dr. Robert Superko aus Atlanta hat bei seiner Forschung speziell die gesundheitlichen Auswirkungen von koffeinhaltigem und koffeinfreiem Kaffee ins Visier genommen.

Nach früheren Untersuchungen dieser Gruppe scheint das koffeinhaltige Gebräu den Blutdruck zu erhöhen, während die koffeinfreie Alternative keinen entsprechenden Effekt hat. Daß aber auch diese Alternative nicht unbedingt unbeschwerten Genuß verspricht, glauben Superko und seine Mitarbeiter nun mit weiteren Forschungsdaten belegen zu können.

In ihrer neuesten Studie hat das Team 187 Kaffeekonsumenten in drei Gruppen aufgeteilt und dann acht Wochen lang entweder nur koffeinhaltigen, nur koffeinfreien oder gar keinen Kaffee trinken lassen. Messungen von Triglyzerid-, HDL-Cholesterin-, Insulin- und Glukosespiegeln ergaben keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Einzig auffälliges Ergebnis war ein signifikanter Anstieg von Apolipoprotein B (ApoB) als wichtigem Proteinbestandteil des LDL-Cholesterin. Dieser Anstieg wurde ausschließlich in der Gruppe mit Konsum von koffeinfreiem Kaffee beobachtet.

Superko führt diesen Unterschied primär darauf zurück, daß bei der Produktion von koffeinfreiem und koffeinhaltigem Kaffee zumeist unterschiedliche Kaffeesorten mit unterschiedlichem Gehalt an Diterpenen - zum einen die Sorte Robusta, zum anderen die mildere Sorte Arabica - verwendet würden.

Gesundheitsbewußte Kaffeegenießer, die sich angesichts dieser vermeintlichen Zwickmühle schon als künftige Teetrinker sehen, sollten nichts überstürzen. Kaffee ist nicht gleich Kaffee. Superko räumte ein, daß die mit den getesteten Kaffeemarken erzielten Ergebnisse möglicherweise nicht auf andere Marken mit unterschiedlichen Herstellungsverfahren übertragbar sind. Und im übrigen, so läßt sich hinzufügen, ist beim Thema Kaffee-Risiken sowieso noch vieles im Unklaren.

Beruhigendes vermelden jedenfalls die Autoren einer großen epidemiologischen Studie, die fast zeitgleich mit Superkos Präsentation in Dallas im Fachblatt "JAMA" publiziert worden ist. Sie kommen bei ihrer Analyse der Langzeit-Daten von mehr als 150 000 Frauen in der Nurses’ Health Studie zu dem Ergebnis, daß regelmäßiger Kaffeegenuß - sei er koffeinhaltig oder nicht - das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln, nicht erhöhte.

Bei Frauen mit Vorliebe für koffeinhaltige Limonaden war die Hypertonie-Inzidenz dagegen erhöht. Andere Epidemiologen sehen ausgiebigen Kaffeekonsum in Zusammenhang mit einer niedrigeren Inzidenz von Diabetes mellitus.

So bedarf es wohl noch triftigerer Gründe als die von Superko beobachteten Effekte, um echten Kaffeefreunden den Genuß zu verleiden. (ob)

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