Blutfett-Messung

Patienten müssen nicht nüchtern sein

Auch nach dem Essen kann Blut zur Lipidbestimmung abgenommen werden: Die Messwerte werden davon kaum beeinflusst, ob der Patient nüchtern ist oder nicht. Das zeigt eine kanadische Studie.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Eine Mahlzeit ist in der Regel kein Grund, die Blutfett-Untersuchung zu verschieben.

Eine Mahlzeit ist in der Regel kein Grund, die Blutfett-Untersuchung zu verschieben.

© Gina Sanders / fotolia.com

CALGARY. Wie sich Nüchternheit auf das Lipidprofil auswirkt, haben kanadische Forscher untersucht (Arch Intern Med 2012, online 12. November).

Dazu wurden Messwerte von 209.000 Personen analysiert, die binnen sechs Monaten in einem Labor bestimmt worden waren.

In Kanada darf seit 2011 zur Lipid-Messung auch Blut nicht nüchterner Patienten verwendet werden. Es muss jedoch festgehalten werden, wie lange die letzte Mahlzeit zurückliegt.

Von den Patienten waren 4400 weniger als acht und 3000 weniger als vier Stunden nüchtern gewesen.

Doch egal, ob sie erst vor einer Stunde oder bereits vor 16 Stunden die letzte Nahrung zu sich genommen hatten, wichen die mittleren Werte für das Gesamtcholesterin ebenso wie für das HDL-Cholesterin um weniger als zwei Prozent voneinander ab.

Die LDL-Werte (berechnet nach Friedewald-Formel) lagen postprandial sogar bis zu zehn Prozent niedriger als in nüchternem Zustand.

Vergleichsmessungen sinnvoll

Nur die Triglyzerid-Werte waren postprandial deutlich um 20 Prozent höher. "Für Routinemessungen der Blutfette ist es größtenteils unnötig, dass der Patient nüchtern ist", so das Fazit der Forscher.

Die Daten und weitere Studien-Ergebnisse legen nahe, dass die Bestimmung der Blutfette nach Nahrungsaufnahme "eine vernünftige Alternative" zur Messung in Nüchternblut ist.

Dieser Einschätzung stimmt auch der Autor des begleitenden Editorials, Dr. J. Michael Gaziano vom Brigham and Women's Hospital in Boston, zu: "Für die meisten Lipidprofile müssen die Patienten nicht nüchtern sein."

Postprandial gemessene Lipidwerte würden sowohl zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos als auch zur Entscheidung über eine lipidsenkende Therapie taugen. Nur zur Überwachung der Triglyzeridspiegel könne es sinnvoll sein, einige Nüchternmessungen vorzunehmen.

Auch Dr. Amit V. Khera und Dr. Samia Mora, Brigham and Women's Hospital und Harvard Medical School, betonen in ihrem Kommentar, dass es immer mehr Belege dafür gibt, dass in den meisten Fällen postprandial abgenommenes Blut das Nüchternblut ersetzen kann.

"Mangels Beweisen für die Überlegenheit von Nüchternmessungen ist es vernünftig, bei der Mehrheit der Patienten, die sich routinemäßig vorstellen, die Lipide auch dann zu bestimmen, wenn sie nicht nüchtern sind."

Quelle: www.springermedizin.de

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Praktikabilität vor Präzision

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen