HDL-Cholesterin

Funktionelle Eigenschaften stärker im Fokus

Es mehren sich Hinweise, dass funktionelle HDL- Eigenschaften wichtiger für das kardiovaskuläre Risiko sind als die bloße Höhe der HDL-Spiegel im Blut. Eine neue Studie stützt diese Vermutung.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Blutprobe zur Cholesterin-Messung.

Blutprobe zur Cholesterin-Messung.

© Alexander Raths/fotolia.com

CHICAGO. High-Density-Lipoproteine (HDL) gelten gemeinhin als das "gute" Cholesterin. Je mehr davon im Blut vorhanden sind, desto niedriger ist das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.

Das haben Epidemiologen in großen Studien zumindest als Assoziation so beobachtet. Ob das Eine die Ursache des Anderen ist, geht aus dieser Assoziation nicht hervor.

Gleichwohl nährte die epidemiologisch festgestellte Beziehung Hoffnungen, durch medikamentös herbeigeführte Erhöhung des vermeintlich protektiven HDL-Cholesterins im Blut die Inzidenz von kardiovaskulären Erkrankungen weiter senken zu können.

Diese Hoffnungen sind in jüngster Zeit mehr als einmal enttäuscht worden: Alle in großen Studien unternommenen Versuche, durch zusätzliche Anhebung der HDL-Spiegel etwa mit Niacin oder CETP-Hemmern wie Dalcetrapib die Rate kardiovaskulärer Ereignisse weiter reduzieren zu können, schlugen fehl.

Die daraus resultierte Einsicht, dass die bloße Höhe der HDL-Spiegel wohl kein gutes Maß für die antiatherosklerotische Wirkung ist, hat Forscher dazu veranlasst, sich intensiver mit funktionellen HDL-Eigenschaften zu befassen.

Über diese Eigenschaften der aus vielen Subklassen bestehenden HDL und deren Beziehung zur Atherosklerose-Entwicklung war bislang wenig bekannt.

HDL mit Transportfunktion

Eine zentrale Funktion wird den HDL beim Rücktransport von Cholesterin aus lipidreichen Zellen in der Gefäßwand zur Leber ("reverse cholesterol transport") zugeschrieben. Dabei sind diese Lipoproteineunter anderem in der Lage, über spezifische Transportmechanismen Cholesterin aus Makrophagen oder Schaumzellen zu entfernen und aufzunehmen (Cholesterin-Efflux).

Der Ausstrom von Cholesterin aus Makrophagen als Maß für die Funktionalität des HDL-Cholesterin ("Cholesterin-Efflux-Kapazität") lässt sich mittlerweile mit Testverfahren in vitro messen.

Dies hat sich eine US-Forschergruppe um Dr. Anand Rohatgi aus Dallas zunutze gemacht , um in der Dallas Heart Study den möglichen Zusammenhang zwischen Cholesterin-Efflux und der Entwicklung atherosklerotischer Gefäßerkrankungen genauer zu analysieren.

Die Untersucher haben bei 2924 relativ jungen Erwachsenen (Alter: 30 bis 65 Jahre) ohne Anzeichen für eine kardiovaskuläre Erkrankung unter anderem die Cholesterin-Efflux-Kapazität gemessen. Auf Basis der Messergebnisse wurden die Teilnehmer dann in vier Gruppen (Quartile) aufgeteilt.

Im medianen Zeitraum von 9,4 Jahren erfasste das Team um Rohatgi alle aufgetretenen kardiovaskulären Ereignisse (Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Revaskularisation) und analysierten deren Häufigkeit in Abhängigkeit vom Cholesterin-Efflux. In dieser Zeit wurdeninsgesamt 132 Ereignisse als primäre Endpunkte registriert. Die Daten wurden bei der Jahrestagung der American Heart Association (AHA) vorgestellt und zeitgleich publiziert (NEJM 2014; online 18. November).

Ergebnis: Je höher der Cholesterin-Efflux, desto niedriger war die Inzidenz von kardiovaskulären Ereignissen.

In einem, um den Einfluss anderer Risikofaktoren (einschließlich HDL-Spiegel und HDL-Partikel-Konzentration) bereinigten Modell, zeigte sich, dass eine hohe Efflux-Kapazität (höchste Quartile) im Vergleich zu einer relativ niedrigen Kapazität (unterste Quartile) mit einem signifikant um 67 Prozent niedrigeren kardiovaskulären Risiko assoziiert war (22 versus 49 Ereignisse).

Cholesterin-Efflux als Indikator?

Eine signifikante Korrelation von kardiovaskulären Ereignissen mit den Ausgangs-HDL-Spiegeln der Teilnehmer bestand dagegen nicht.

Nach diesen Ergebnissen scheint somit der Cholesterin-Efflux als Indikator der HDL-Funktionalität ein Marker zu sein, der in inverser Beziehung zum kardiovaskulären Risiko steht und helfen könnte, die individuelle Risikoabschätzung weiter zu verbessern.

Als Limitierung ihrer Studie führen die Autoren unter anderem das relativ junge Alter der Teilnehmer und den relativ hohen Anteil an Personen afro-amerikanischer Abstammung an. Beides schränke die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Populationen ein.

Auch konzedieren sie, dass bisher noch keine Standardmethode zur Messung der für Makrophagen spezifischen Cholesterin-Efflux-Kapazität etabliert sei.

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