Neue Erkenntnisse

Blutfette doch nicht Ursache für Arteriosklerose?

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Bei Arteriosklerose verengt Cholesterin die Blutbahn.

Bei Arteriosklerose verengt Cholesterin die Blutbahn.

© psdesign1 / Fotolia.com

HANNOVER. Nicht Fette aus dem Blut, sondern Versorgungsstörungen an der Gefäßaußenwand sollen einer neuen Theorie zufolge zu Arterienverkalkung führen. Der Herzchirurg Axel Haverich hat für diese These zur Entstehung von Arteriosklerose nach eigenen Angaben jahrelang Belege gesammelt. Seine Überlegungen veröffentlichte der Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in der Fachzeitschrift "Circulation" (2017;135:205-207).

Haverich ist überzeugt, dass das Cholesterin, das sich an den Gefäßwänden anlagert, gar nicht aus dem Blut, sondern von abgestorbenen Zellen aus der mittleren Wandschicht stammt. Sterben dort winzige Blutversorgungsgefäße, Vasa vasorum genannt, ab, komme es zu einem Infarkt in der Arterienwand.

"Dafür sprechen chirurgische Beobachtungen, klinische Daten sowie frühere Publikationen", so der Hannoveraner Professor. Häufigster Auslöser solcher Verschlüsse seien Entzündungsreaktionen, die durch Viren, Bakterien und Feinstaub entstehen, aber auch durch schädliche Fettpartikel (oxidiertes LDL-Cholesterin). Seltener kämen nervale oder traumatische Ursachen vor.

Schuld sind "Zellabfälle"

Die abgestorbenen Zellen einschließlich der Fettreste würden dann vom Immunsystem abgebaut. Durch die Reparaturprozesse des Immunsystems entstünden dort „Zellabfälle“, die sogenannten Plaques, die zu einer Verdickung der Arterieninnenwand führten und schließlich einen Verschluss des Muttergefäßes herbeiführen könnten.

In den Plaques seien bereits 30 verschiedene Keime nachgewiesen worden, sagte der Wissenschaftler. Dies sei mit der bisherigen Theorie der erhöhten Blutfett-Werte allein nicht zu erklären.

Haverichs Zweifel an der bisherigen Lehrmeinung seien auch von der Entdeckung neuer Risikofaktoren genährt worden. So wurde in Studien ein eindeutiger Zusammenhang zwischen einer erhöhten Herzinfarkt-Rate und dem Auftreten von Grippe-Epidemien mit Lungenentzündung nachgewiesen. Gleiches gelte für Feinstaub.

Neben gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung sollte die Verhinderung und Bekämpfung von Infektionen als Prävention der gefährlichen Arterienverkalkung Beachtung finden, sagte der Herzchirurg.

Haverichs Überlegung, dass die Gefäßaußenwand eine entscheidende Rolle spielt, ist nicht neu. Ihm zufolge gab es hierzu bereits Publikationen im 19. Jahrhundert und auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie hätten aber nie Eingang in die Lehrmeinung gefunden.

Herzinfarkt und Schlaganfall sind die häufigsten Folgen von Arteriosklerose. Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt jährlich 17,5 Millionen Todesfälle auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zurück. (dpa/mmr)

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