Clonidin schützt KHK-Patienten bei Operationen

SAN FRANCISCO (ob). Ein Oldie unter den Pharmaka macht wieder auf sich aufmerksam. Amerikanischen Ärzten gelang es in einer neuen Studie, die Sterblichkeitsrate nach operativen Eingriffen bei Patienten mit KHK oder hohem KHK-Risiko zu halbieren. Ihr Erfolgsrezept: der Alpha-2-Agonist Clonidin.

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Mit absehbarem Ablauf des Patentschutzes erlahmt in der Regel jedes Interesse eines Herstellers, weiter in die Erforschung des therapeutischen Potentials von Medikamenten zu investieren. Um so erfreulicher ist es, wenn mit unabhängigen Mitteln geförderte Forschung von engagierten Medizinern bei der Aufdeckung neuer Anwendungsmöglichkeiten für generische Pharmaka erfolgreich ist.

So auch in der aktuellen Studie (Anesthesiology 2004, 102 (2), 284). Eine Gruppe von Anästhesisten um Dr. Arthur Wallace in San Francisco hat 125 chirurgische Patienten mit Koronarerkrankung oder hohem KHK-Risiko vier Tage lang prä- und postoperativ mit dem Alpha-2-Agonisten Clonidin (0,2 oral und als Pflaster) behandelt. Weitere 65 Patienten mit entsprechender Placebo-Behandlung bildeten die Kontrollgruppe. Bei den Operationen handelte es sich nicht um kardiochirurgische Eingriffe.

Im Vergleich zu Placebo wurde durch Clonidin die Inzidenz perioperativer Ischämien signifikant reduziert (von 31 auf 14 Prozent). Schon nach 30 Tagen war auch die Sterblichkeitsrate deutlich niedriger (0,8 versus 6,2 Prozent).

Und die prognostisch günstige Wirkung erwies sich als dauerhaft: Zwei Jahre nach der Operation betrug die Mortalität in der Placebo-Gruppe 29 Prozent, in der Clonidin-Gruppe jedoch nur 15 Prozent - eine signifikante Reduktion um 57 Prozent durch den Alpha-2-Agonisten.

Als Strategie zur Senkung der postoperativen Sterberate hat sich bereits die Behandlung mit Betablockern bewährt. Ebenso wie Betablocker bremst auch Clonidin - bei allerdings unterschiedlichem Wirkmechanismus - die Aktivität des Sympathikus.

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