Wer Prävention will, schaut jetzt auch aufs HDL

MÜNCHEN (HR). Seit mehr als zehn Jahren steht bei der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse das LDL-Cholesterin im Mittelpunkt der Forschung und der therapeutischen Anstrengungen. Denn mit den Statinen gibt es Arzneimittel, die das LDL und damit das KHK-Risiko effektiv senken. Nun rückt allmählich auch das HDL-Cholesterin, das immer als das gute Cholesterin bezeichnet wird, stärker ins Zentrum.

Veröffentlicht:

Mit einer Kombination aus LDL-Senkung und HDL-Erhöhung könnte der Erfolg, der mit Statinen in der KHK-Prävention erzielt wird, verdoppelt werden, vermutet Professor Greg Brown von der Universität in Seattle im US-Staat Washington. Da aber Statine das HDL nur unwesentlich beeinflussen, braucht man zur Erhöhung der HDL-Spiegel im Blut andere Mittel. Die Nikotinsäure etwa, eine seit langem bekannte Substanz, die es als Niacin in einer neuen Form gibt - in Deutschland als Niaspan® von der Merck KGaA.

Ausgangspunkt der Überlegungen, die Brown am Samstag in München beim Kongreß der European Society of Cardiology auf einem Symposium vorgestellt hat: Steigt das LDL um ein Prozent oder fällt das HDL um ein Prozent, dann steigt auch das kardiovaskuläre Risiko um ein Prozent. Kommen beide Effekte zusammen, addieren sie sich, das Risiko steigt dann um zwei Prozent.

Brown: "Die großen Statin-Studien belegen eindeutig die Voraussage, wonach mit jedem Prozent LDL-Senkung das Risiko prozentual in gleichem Maße sinkt. So korrespondieren zum Beispiel LDL-Senkungen von 24 bis 36 Prozent mit um 24 bis 35 Prozent verringerten Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse."

Für den unabhängigen Risikofaktor HDL sind solche prozentualen Relationen - ein Prozent mehr HDL gleich ein Prozent weniger Risiko - zwar noch nicht voll nachgewiesen. Aber, so Brown, es gibt starke Hinweise darauf, daß die Rechnung aufgeht. Er selbst hat eine Studie gemacht, in der er per Angiographie zumindest schon einmal belegt hat, daß ein Statin und Niacin gemeinsam das Fortschreiten der Atherosklerose in den Gefäßen stoppen. Die Studie heißt HATS (HDL-Atherosclerosis Treatment Study), die Patienten bekamen pro Tag 2 bis 4 g Niacin plus 10 bis 20 mg Simvastatin oder Placebo.

Die Veränderung der Lipidspiegel waren bemerkenswert hoch. Das LDL ging um 42 Prozent zurück (der Ausgangswert war mit knapp 130 mg/dl schon relativ niedrig), das HDL stieg um 30 Prozent (Ausgangswert etwas unter 30), und die Triglyzeride sanken um 36 Prozent (Ausgangswert etwa 210 mg/dl).

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sommer- und Winterzeit

Neue Analyse: Zeitumstellung offenbar doch ohne kardiale Folgen

Kanadische Studie DRIVE-STEMI

Fahrverbot nach Herzinfarkt – aber für wie lange?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für überzeugende Bankgespräche

Praxis-Investition geplant? Das gehört in Ihren Businessplan!

Blick in die Zukunft

Alzheimertherapie 2.0: Neue Strategien gegen Beta-Amyloid

Lesetipps
Was ist bei Impfungen von Menschen mit Erdnussallergie zu beachten?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Was ist bei Impfungen von Menschen mit Erdnussallergie zu beachten?

Ein Hausarzt hört die Brust seines Patienten mit einem Stethoskop ab.

© eyetronic / stock.adobe.com

Studie in Hausarztpraxen

Welche Herzgeräusche geben Anlass zur Besorgnis?