Frauen unterschätzen ihr Risiko für Herzinfarkt

MÜNCHEN (sto). Frauen haben bei einem Herzinfarkt deutlich geringere Überlebenschancen als Männer. Der Grund, so Privatdozentin Verena Stangl von der Charité in Berlin: Bei Frauen treten häufiger atypische Herzinfarkt-Symptome auf mit der Folge, daß sie im Durchschnitt etwa eine dreiviertel Stunde später in eine Klinik kommen.

Veröffentlicht:

Bei jeder zweiten Frau trete ein stechender Schmerz im Brustkorb als typisches Symptom für einen Herzinfarkt gar nicht auf, berichtete die Berliner Kardiologin bei einer Veranstaltung in München, bei der die Initiative Frauenherz vorgestellt wurde. Die Initiative wird von dem Unternehmen Orthomol unterstützt.

Als typisch weiblicher Symptomkomplex gelte inzwischen eine Kombination aus Kurzatmigkeit, ungewöhnlicher Müdigkeit, anhaltenden Schlafstörungen sowie Übelkeit und Erbrechen, aber auch Kiefer- oder Zahnschmerzen. Ein Belastungstest sei oftmals nicht so spezifisch, sagte Stangl.

Hinzu kommt, daß Frauen mehrheitlich ihr Herzinfarktrisiko unterschätzen, berichtete Professor Bernd Tischer vom Umfrageinstitut TNS Emnid Healthcare. Bei einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Initiative Frauenherz wurden 531 Frauen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren befragt. 61 Prozent von ihnen gaben an, der Herzinfarkt sei eine typische Männerkrankheit.

Nur acht Prozent meinten, das Herzinfarktrisiko sei bei Frauen größer. Tatsächlich, so Tischer, entfallen bei den Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems 52 Prozent der Todesfälle auf Frauen.

Die Umfrage hat auch ergeben, daß den Frauen zwar bekannt ist, daß Hypertonie, Rauchen, Übergewicht und Streß zu den Risikofaktoren eines Herzinfarkts gehören. Das berichtete Stangl. Daß aber auch der Diabetes ein erhöhtes Risiko darstellt und für Frauen besonders gefährlich ist, sei den wenigsten bewußt. "Viele Risikofaktoren wirken sich bei Frauen gravierender als bei Männern aus", sagte Stangl.

So haben Frauen, die an Diabetes erkrankt sind gegenüber Männern mit Diabetes ein dreifach erhöhtes Risiko einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu bekommen. Auch Fettstoffwechselstörungen scheinen sich bei Frauen negativer auszuwirken als bei Männern, sagte Stangl.

Weitere Infos zur Initiative unter: www.frauenherz.info

Mehr zum Thema

Frühjahrstagung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands

Herzinfarkt oder Panikattacke? Der Chatbot weiß Bescheid

Aktuelle Analyse

KHK – positiver Abwärtstrend

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert