Beschichteter Stent bewährt sich bei komplexen Stenosen

BERLIN (gvg). Auch bei komplexen Veränderungen der Herzkranzgefäße läßt sich die Häufigkeit von erneuten Gefäßinterventionen mit Stents, die mit zytostatischen Me- dikamenten beschichtet sind, reduzieren. Klinisch zeigt sich zumindest ein deutlicher Trend zugunsten der neuen Stents.

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In den neueren Studien mit beschichteten Stents ähnele das Studienkollektiv bereits stark den Patienten, die normalerweise in kardiologischen Praxen anzutreffen seien, sagte Professor Gerald Werner vom Klinikum Darmstadt. Er belegte dies mit Daten der TAXUS-VI-Studie. Dort wurde die Wirksamkeit eines Stents, der die Substanz Paclitaxel freisetzt (Taxus™) mit der eines herkömmlichen, unbeschichteten Stents verglichen.

Von den 446 Patienten der Studie hätten mehr als die Hälfte Typ-C-Läsionen gehabt. Das sind nach seinen Angaben diffuse Engstellen von mehr als zwei Zentimetern Länge, Engstellen von stark geschlängelten Gefäßen oder Stenosen an einer Gefäßgabel. Ein Viertel der Interventionen in der TAXUS-VI-Studie betrafen kleine Gefäße mit weniger als 2,5 Millimetern Durchmesser.

Die Ergebnisse könnten sich sehen lassen, sagte Werner auf einer Veranstaltung des regionalen Berlin-Brandenburger Kardiologennetzes Innokardio. Die Rate erneuter Ballondilatationen an der Zielläsion (Target Lesion Revascularisation, TLR) lag nach einem Jahr in der Gruppe mit beschichteten Stents bei 8,7 Prozent, in der Kontrollgruppe dagegen bei 20,6 Prozent. Das sei "ein dramatischer Effekt", so Werner bei der vom Unternehmen Boston Scientific unterstützten Veranstaltung.

Wie bei allen anderen Studien mit beschichteten Stents müsse allerdings auch bei dieser Untersuchung berücksichtigt werden, daß es bei Endpunkten, die erneute Gefäßinterventionen beinhalten, zu einem methodischen Fehler durch Kontrollkoronarangiografien komme, der die Gruppe mit beschichteten Stents begünstigt: Weil es bei unbeschichteten Stents zu mehr Restenosen kommt, steigt in dieser Gruppe bei allen Studien mit beschichteten Stents die Interventionsrate nach etwa neun Monaten steil an, also dann, wenn in den Studien die Kontrollkoronarangiografien anstehen.

Das heißt aber nicht zwangsläufig, daß die Patienten auch starke Beschwerden haben. Entsprechend schneiden in TAXUS VI die Patienten, die den beschichteten Stent bekommen, beim kombinierten klinischen Endpunkt "Häufigkeit von schweren koronaren Ereignissen" (Major acute coronary events, MACE) mit 18,3 Prozent nach 12 Monaten zwar besser ab als die Patienten mit unbeschichteten Stents (23,8 Prozent). Der Unterschied ist aber, anders als bei der Interventionsrate TLR, nicht mehr statistisch signifikant.

Trotz dieser Einschränkung fällt das Fazit von Werner bei Patienten mit komplexen Koronarläsionen klar zugunsten der beschichteten Stents aus: "Die Ergebnisse der neueren TAXUS-Studien belegen einen deutlichen Nutzen bei kleinen Gefäßen, langen Läsionen und Typ-C-Stenosen", so der Kardiologe. Besonders günstig sei die Datenlage zudem bei chronischen Gefäßverschlüssen.

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